Wenn es in unseren Breitengraden langsam kühl und neblig wird, zieht es Golfer gerne in wärmere Gefilde. Katja und ich haben uns diesmal in Zypern «duelliert». Mit dem knappst möglichen Ausgang…
Wir pflegen unsere Golfreisli jeweils zu einem kleinen Turnier unter uns aufzubauschen.
Jahrelang ging es für mich untendurch, nachdem ich meinen Swing nach einem tatsächlich gewonnenen Golfturnier verloren hatte. Doch dann ging es kürzlich unverhofft doch noch aufwärts.
Nach Jahren übelster mentaler und physischer Durststrecke und beschämender Flugbahnen der bösen Golfbälle konnte ich Katja doch wieder etwas bedrängen. Zum Teil entschieden sich die Partien wie in Mallorca (Link zu unseren Golf-Tipps) erst auf dem allerletzten Loch!
Zum Ende der Golfsaison will ich es in Zypern noch einmal wissen…
Turniertag 1: Minthis Hills Golf Club
Umso gespannter sind wir auf meinen wiedergefundenen Tritt. Was gibt es Besseres, als ihn auf der Götterinsel Zypern zum Besten zu geben?
Mutig und schwungvoll begebe ich mich also mit wiedererstarkter Brust an den Start des idyllisch im Bergland gelegenen Minthis Hills Golfplatzes.
Und prompt kommt der erste Dämpfer: Nachdem ich den Ball kunstvoll auf dem Tee drapiere und zum ersten Schlag ansetze, entlädt sich genau über mir ein Wolkenbruch sintflutartigen Ausmasses.
Sogar der alle Wetter gewohnte schottische Greenkeeper (!) weist uns aus seinem Häusschen heraus unmissverständlich an, schnell in seinen Unterschlupf zu flüchten.
Da sind wir aber bereits bis auf die Knochen klitschnass! Vor lauter Schreck vergessen wir sogar, die passenden Fotos zu knipsen…
Immerhin werden uns umgehend Handtücher gereicht und in der Garderobe lassen wir die Haartrockner wirken. Im Einsatz als Kleidertrockner natürlich.
Nach wenigen Minuten ist der Spuk vorbei und wir nehmen das Fairway doch noch unter die Golfschuhe.
Allenfalls etwas verdattert und verschreckt, lässt die Flugbahn meiner Kunstschwünge anfänglich noch etwas zu wünschen übrig.
Mit der Zeit kommt alles aber immer besser zusammen und bis ins Klubhaus spiele ich mir auf den ersten 9 Löchern komfortable 7 Punkte Vorsprung auf Katja heraus!
Im Profigolf ist das eine Ewigkeit und bei uns auch recht viel. Das holt die gute Katja nie und nimmer wieder auf! Denke ich mir selbstbewusst…
Aber wer nur ein klein bisschen von Golf versteht, weiss: Wenn Mann denkt, er wisse jetzt, wie es geht… aber eben!
Turniertag 2: Secret Valley Golf Club
Am zweiten Turniertag scheint die Sonne wie aus Kübeln und so hantieren wir diesmal mit üppig Sonnencrème statt strammem Haartrockner.
Wie der Name besagt, versteckt sich der Secret Valley Golfplatz in einem langgestreckten Seitental.
Im Prinzip geht es einmal rauf und runter, oder hin und zurück, da relativ flach.
Mit meinem Riesenvorsprung im Rücken und der heissen Sonne im Nacken, halte ich es nicht für nötig, mich auf der Driving Range aufzuwärmen. Es ist ja warm genug und meine Schläger und ich sowieso heiss!
Meine ich jedenfalls…
Denn beim ersten Abschlag misslingt mir der Schlag ziemlich total. Hmm.
Aber so etwas schüttelt der frusterprobte Golfer natürlich locker weg, womit ich mich zur neuen Lage meines Balles aufmache. Weit ist es ja nicht…
Prompt misslingt auch der nächste Schlag.
Und der nächste. Und der nächste!
Erst da dämmert mir, welche Hockeyschläger mir der Caddy in den Golfbag gesteckt hat: Bocksteife Stahl- statt weicher Graphitschläger!
Vielleicht wüsste Tiger Woods, was damit anzufangen sei. Ich jedenfalls versuche mich in möglichst konservativer Schadensbegrenzung.
Zu meinem allgemeinen Unmut spielt Katja gross auf, so dass mein Vorsprung schon zur Hälfte der Distanz dahinschmilzt wie Schnee auf den Kakteen Zyperns: Ziemlich schnell und total…
Ich versuche, mich an der teilweise malerischen Landschaft zu ergötzen, während mein Golfspiel leidet, dass manch Eidechse vor Mitleid nur schleppend vom Fairway kommt.
Und so kommt es, wie es kommen musste: Auch ich schleppe mich nur zäh aufs letzte Green. Bis dahin fahre ich einen Rückstand von ebensolcher Dimension ein, wie mein Vorsprung vom Vortag. Pfff…
Ich suche mir dann bei einem kühlen Blonden etwas Trost, weil Katja ist in ihrem Hoch dafür nicht zu haben.
Ein kühles Bier nach einer heissen Runde Golf ist übrigens etwas vom Besten, das man für Geld kaufen kann!
In Zypern wäre es dann von Keo.
Turniertag 3: Aphrodite Hills
Am dritten Tag geht es zum Highlight der Götterinsel: Zum hoch über der Küste gelegenen Aphrodite Hills der Liebesgöttin herself!
Entsprechend will ich mich wieder am Riemen nehmen, um etwas zu reissen.
Aphrodite Hills Golf ist eingebettet zwischen grosszügigen Golfvillen und einem Luxushotel. Wegen der grossen Distanzen zwischen den Bahnen ist ein Golfcart Pflicht.
Entsprechend lässig fahre ich also beim ersten Abschlag vor und wetze meine Schläger.
Der eitel Sonnenschein scheint sich auf mein Spiel zu übertragen, denn ich lege los wie die Feuerwehr!
Die malerisch in die Landschaft gelegten Fairways scheinen meinem Spiel so richtig gut zu liegen.
Auch die Leihschläger sind wieder von solcher Dynamik, dass es den Golfball nur so durch die Gegend drescht. Allerdings mit der Zeit in immer grösserer Streuung in alle Richtungen.
Jetzt bin ich unsicher, ob ich der überwältigenden Landschaft nicht gewachsen bin, oder die Villen oder sogar Katja (?!) mich ablenken, jedenfalls böset es je länger je mehr mit meinem Spiel…
Bis zum 18. Loch habe ich wieder einen Rückstand eingefangen, dass an einen Gesamtturniersieg kaum noch zu denken ist.
Etwas geknickt gebe ich den schnittigen Golfbuggy wieder zurück und schreite zum tröstenden Bier. Keo wird zu meinem neuen best buddy…
Nun denn, nach Punkten sieht es jetzt bitterbös aus.
Kann ich wenigstens am letzten Tag nach Golfrunden ausgleichen und doch noch eine Runde gewinnen?
Turniertag 4: Elea Golf
Zum Abschluss geht es zum relativ neuen Elea Golfplatz. Er liegt in der Nähe von Paphos an einem unauffälligen Hang.
Vom Meer her ist der Platz kaum zu sehen und die Anfahrt verläuft durch flaches Ödland. Einmal oben im Clubhaus angekommen, bietet sich einem aber eine erhabene Aussicht über die südwestliche Küste Zyperns.
Der Ausbaustandard des Platzes ist sehr hoch, das Clubhaus ansprechend eingerichtet.
Am Platz kann es also nicht mehr liegen und die Leihschläger scheinen auch auf der Höhe. Und so gehe ich denn frohen Mutes los zum ersten Abschlag.
Diesmal, nachdem ich mich aufgewärmt habe. Trotz hoher Sonne. Mann ist ja lernfähig…
Der erste Abschlag gelingt schon mal recht ansprechend. Das ist immer ein wichtiges Zeichen…
Aber bereits der zweite Schlag verflüchtigt sich unwiederbringlich in Gebüsch und Geröll.
Mit Haken und Ösen und einem neuen Ball rette ich mich ins erste Loch. Von da an werden meine Schläger und ich immer heisser und so laufe ich doch noch zur Hochform auf. Endlich!
Nur dass Katja auch einen heissen Tag erwischt: Nachdem ich mich neben meinem Spiel auch noch meinem Umfeld widmen kann, merke ich, dass Katja auch Punkte anhäuft wie verrückt.
Wir liefern uns ein Kopf an Kopf Rennen wie die Profis!
Zur Halbzeit im Halfway-House führe ich mit hauchdünnen 2 Punkten Vorsprung.
Von hier geht es im Gleichschritt weiter bis zum vorletzten Loch, nur dass Katja inzwischen ausgeglichen hat!
Bei Loch 17 schlägt man auf einem recht langen Fairway blind über viel Geröll und Gebüsch. Was mir prompt nicht gelingt, sprich mein Ball verschwindet einmal mehr und auch mein Ersatzball zeigt die gleichen Verlusteigenschaften.
Null Punkte! Auf dem vorletzten Loch! Bibber, bibber!
Aber für einmal betätigt sich Liebesgöttin Aphrodite als meine Glücksgöttin und versenkt auch Katjas Ball im Gebüsch.
Auch Null Punkte!
Da geht ein gut hörbares Raunen durchs Publikum (welches Publikum?!).
Und so muss das letzte und 18. Loch entscheiden… die Spannung ist kaum noch auszuhalten!
Ich suche mir nochmals einen besonders schönen weissen Ball und zocke ihn an den oberen Rand des seitlich abschüssigen Fairways.
Wie von Geisterhand gelenkt, rollt er an bösen Sandbunkern und sonstigem Ungemach vorbei mitten auf den Fairway. Boah, was für eine Ausgangslage!
Katja schlägt auch gut ab! Ihr Ball fliegt gerade und weit – rutscht dann aber vom schrägen Fairway hinunter in den Abhang! Ui, ui, ui, nicht gut für sie!
Tatsächlich kann sie sich nicht mehr genügend gut aus der misslichen Lage befreien und ich schwinge mich hauchdünn vor ihr ins letzte und entscheidende Loch…
Gewonnen! Geschafft!
Unentschieden! 2:2 Tagessiege!
Aber ja, nach Punkten habe ich klar das Nachsehen. Keine Diskussion.
Nur dass jetzt meine Formkurve steil nach oben zeigt. Schade ist es die letzte Runde der Saison…
Dann sind wir jetzt gespannt, ob sich die Formkurve über die Winterpause konservieren lässt?
Golf-Safari auf Zypern – die Golfplätze
Die Götterinsel im Mittelmeer erreicht man ab Zürich in weniger als vier Flugstunden. Mit Tagestemperaturen meist um die 20 Grad ist Zypern selbst in den Wintermonaten eine ideale Golf-Destination.
Wir spielen im Oktober – bei noch sommerlich warmen 28 Grad – auf folgenden Golfplätzen:
Minthis Hills Golf Club
Der von Designer Donald Steel entworfene Minthis Hills Golfplatz (früher Tsada Golf Club) liegt ca. 15 km nördlich von Paphos.
Der Platz ist rund um das aus dem 12. Jahrhundert stammende Kloster Stavros Tis Minthis gebaut und wird durch wunderschöne Obst-, Walnuss- und Mandelbäume sowie Weinreben umsäumt.
Loch 19 – also das Clubhaus – sollte man auf keinen Fall verpassen. In einem modernen und stilvollen Ambiente werden feine Kleinigkeiten wie auch Menus serviert.
Secret Valley Golf Club
Im Secret Valley fühlt man sich schon fast etwas wie in der Wüste: Einzigartig in einem Tal eingebettet zwischen Kakteen und Oleanderstauden – und immer die gigantischen, rötlichen Felsen im Blick – schlängelt sich der Secret Valley Platz durch eine wunderschöne Landschaft.
A propos Schlangen; Golfbälle in den Büschen bitte ausschliesslich nur mit Eisen 7 suchen! Besonders witzig finden wir hier Loch 14 mit seinem «Strandbunker»: Der Strand geht fliessend in einen Sandbunker über…
Aphrodite Hills Golf
Gleich in der Nähe vom Secret Valley befindet sich der legendäre und äusserst gut gepflegte Aphrodite Hills Golfplatz.
Der 6’299 Meter lange Championship-Platz zieht sich durch hügeliges Gelände. Immer wieder geniesst man herrliche Ausblicke aufs Meer.
In unmittelbarer Nähe liegt übrigens der Fels Petra tou Romiou, wo Aphrodite gemäss der Sage dem Meer entstiegen sein soll.
Eines der Highlights auf diesem Platz ist die steile Abfahrt mit dem Buggy über den wilden, serpentinenartigen Weg zum Tee 7.
Von hier schlägt Mann über eine tiefe Schlucht auf das ziemlich knappe Green auf der gegenüberliegenden Seite des Tals.
Also nichts für schwache Nerven! Uns jedenfalls gelingen die Schläge gut und wir landen unversehrt auf der andern Seite.
Elea Golf Course
Der Elea Golf Club ist der jüngste Golfplatz auf der Insel.
Der englische Profigolfer und Platzdesigner Sir Nick Faldo hat den 18-Loch-Meisterschaftsplatz auf einer ehemaligen Johannisbrotbaum-Plantage angelegt. Echt schön gelungen!
Thanos Hotel Almyra
Während unserer Golfwoche nächtigen wir im Designhotel Almyra (zu unserem Review) in Paphos.
Alle vier Plätze liegen innerhalb eines Radius von 22 Kilometern und sind somit innert Kürze per Mietwagen zu erreichen. Auf der linken Fahrspur allerdings!