«Wow. Es gibt also noch viele schöne unentdeckte Flecken auf unserer Welt.» Das war die Kurznachricht, die ich von einer Freundin erhielt, als ich aus der Hauptstadt Litauens euphorisch eine Flut an Bildern verschickt hatte.
So ist es. Vilnius ist ein noch gut gehüteter Geheimtipp. Ein authentisches, eigenständiges Fleckchen Erde mit grosser Historie und lebensfrohen Menschen. Hier ticken die Uhren etwas bedächtiger als im Rest Europas, was diese Stadt so unglaublich sympathisch macht.
Historische Altstadt
Vilnius› historische Altstadt gilt als grösste Osteuropas. Sie ist UNESCO Kulturerbe und wird wegen ihrer vielen Kirchen auch das Rom des Ostens genannt. Viele der Gotteshäuser stehen auf heidnischen Böden, waren während der unterdrückten Jahre unter sowjetischer Herrschaft zweckentfremdet und werden nun laufend renoviert und ihrer wahren Berufung zurückgeführt.
Die barocke Altstadt hat mich bezaubert. Der stahlblaue, klare Himmel, den ich sonst nur aus dem hohen Norden kenne und die herrlich frische Luft taten selbstverständlich noch das ihre dazu. Und so kam ich mit fast 1000 Fotos aus der Altstadt nach Hause. Glockentürme, Hausdächer, Kirchen in unterschiedlichsten Baustilen, Strassenschluchten, aneinandergekuschelte Häuserzeilen und farbige Fragmente. Unfähig zu selektionieren und eine handvoll Bilder als gut zu bezeichnen, träume ich bereits von einem nächsten Besuch und von noch mehr Bildmaterial aus Vilnius!
Agné Mažeikyté, Kommunikationsbeauftragte des Flughafens Vilnius, meint:
Komm erst im Juli. Im Juni regnet es viel zu viel und ab Juli sind dann auch die Studenten nicht mehr in der Stadt. Dann ist es schön. Wir machen Picknicks am Fluss oder im Park und es gibt unzählige Veranstaltungen und Konzerte in der Stadt.
Honorarkonsul Bruno Kaspar würde mir raten, ans Meer zu fahren. In einer dreieinhalbstündigen Busfahrt (vom Zugfahren rät er ab) ist man von Vilnius aus am Meer. Der Nationalpark Kurische Nehrung an der Ostsee ist vermutlich einer der bekanntesten Flecken Litauens und von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt worden. Entsprechend überlaufen sei es da. An der Ostsee soll es abgeschiedenere Orte zu entdecken geben.
Dainius Kinderis, ein bekannter Weltenbummler Litauens würde dann erweitern und mich entweder ins Hochland im Nordosten mit den vielen Seen und wenig Tourismus zum kajaken, oder in den Südosten des Landes, in die Region mit den glücklichsten Litauern, zum Pilzesammeln schicken. Da müsste ich mich vermutlich bei jedem einzelnen Pilz, egal ob Eierschwamm (Pfifferling) oder Steinpilz, entschuldigen. Habe ich doch in der Vergangenheit immer eher verächtlich «Litauen» auf dem Herkunftskleber beim Supermarkt gelesen. Kommenden Herbst kaufe ich sie mit Freuden.
Und ich hätte gerne noch ein Importabkommen für litauische Kartoffeln. Ja – Himmel – ich habe zur Belustigung aller Mitreisenden sogar 2kg der Sorte Soraya mit nach Hause genommen. Sie waren leider nicht so gut wie die, die ich vor Ort gegessen habe. Womit wir beim Thema wären.
Vilnius kulinarisch
Die Suche nach einem passenden Restaurant wurde mir erspart. Wir bekamen am ersten Abend eine Adresse in die Hand gedrückt: «Hier ist für euch ein Tisch reserviert.» Das Taxi brachte uns zu viert für sage und schreibe €2 zu unserer aller Überraschung zum DINE Restoranas (Fahrtdauer ca. 12 Min.). Schweren Herzens muss ich gestehen, dass ich nicht weiss, wo ich wirklich war. Es fühlte sich an, als hätte ich bei einem der innovativsten Jungköche der Stadt oder vielleicht sogar des Landes diniert.
Das war ganz grosses Kino!
Tags darauf wurde mir bewusst, dass jeder aus unserer Gruppe schwärmerisch über ihr jeweiliges kulinarische Erlebnis berichtete. Somit kann ich folgende Restaurants wärmstens empfehlen. Sie wurden alle mit Bestnoten bewertet:
- Dine Gedimino per 35
- Sweet Root Uzupio g.22
- Dublis Traku g. 14
- Time Comfort Hotel, Kauno g. 14
- Ertlio Namas Sv. Juno g. 7
- Lauro Lapas Pamenkalnio g. 24
Ein kleines Essens-ABC
- Kepta duona ist das Knoblauchbrot, welches man zum Bier reicht
- Cepelinai sind Kartoffelklösse mit Hackfleischfüllung
- Kibinai sind Krapfen mit Fleischfüllung, ähnlich den Empanadas oder Cornish Pasty
- Ruginė duona ist das Roggenbrot
- Šaltibarščiai ist die Randensuppe mit Buttermilch
- Grybai sind Pilze in Rahmsauce
- Sakotis ist der traditionelle litauische Baumkuchen
Für ein währschaftes litauisches Essen in einem Wirtshaus mit Brauhaus-Charakter und einem Touch Mittelalterflair empfehle ich den Besuch im Alinė Leičiai. Das hauseigene Bier ist zu empfehlen. Uns wurde zu jedem Gang ein passendes Bier gereicht.
Alinė Leičiai Stiklių g. 4
Ein ebensolches Lokal an derselben Strasse, etwas touristischer, folkloristischer, geeignet auch für grössere Gruppen ist das Lokys. Hier tranken wir einen Trejos Devynerios (siehe 10 Dinge, die man in Vilnius tun sollte) bevor das deftige Essen aufgetragen wurde. Wer mutig genug ist, kann hier Biber zum Hauptgang essen…
Lokys Stiklių str. 8
Bars
«Wir Litauen trinken gerne Bier. Trifft man sich mit Freunden, trinkt man Bier und isst dazu Kepta duona.» Angesagte Bars, die mir Agné Mažeikyté, Kommunikationsbeauftragte des Flughafen Vilnius verraten hat:
- Šnekutis eine urige Bierschenke, Šv. Stepono g. 8
- Turgus hier treffen sich Einheimische auf ein Feierabendbier, Pylimo g. 59
- Peronas hinter dem Bahnhof gelegen mit Blick auf die Geleise, sehr angesagt, Geležinkelio g. 6
Wir haben eine unserer Kolleginnen auf dem nächtlichen Heimweg im Hotel Crown Plaza «abgeliefert». Nicht ohne in der Hotelbar «Horizontas» gemeinsam noch ein Glas zu trinken. Die Aussicht da oben ist berauschend (der Rest des Hotels nicht). Vilnius kann nicht nur barock. Auf der gegenüberliegenden Flusseite stehen Wolkenkratzer! Der höchste ist der Europa Tower. Bei meinem nächsten Besuch schau› ich mir das bei Tageslicht genauer an…
Die Skybar im Radisson Blu könnte eine ebenso weitreichende Aussicht bieten.
Alle meine Bilder aus Vilnius und Trakai sind in diesem Flickr-Album verfügbar.
Einen weiteren Artikel über Vilnius findest du hier.
Mein Dank für die Einladung zu diesem unvergesslichen Kurztrip geht an Marketing & PR Manager Severine Isaac, Verwaltungsratspräsident Urs A. Pelizzoni und CEO Tobias Somandin von Germania Flug AG sowie an Simon Benz von PrimCom.
Ein Kommentar
Wow! Das sieht kulinarisch ja tatsächlich sehr vielversprechend aus!