Nach etlichem drängeln, wie’s die Jungs halt so haben, bequemte sich Phoudy doch noch, den diesjährigen Jungsausflug zu organisieren. In einem ausgeklügelten Auswahlverfahren wurde dieses Mal Edinburg zur Destination unserer üblichen Städtereise erkoren.
Das raffinierte Auswahlsystem war nötig geworden, weil erstens so viele Jungs dreinschnurren, zweitens ihre Frauen auch noch ein Wörtchen mitzureden haben und aber vor allem, weil es früher einige Spezialisten gab, die zwar für eine Destination abstimmten, dann aber gar keine Zeit hatten dabeizusein. Super…
Malerisches schottisches Edinburg
Politisch leicht heikel mussten wir uns ausgerechnet das Wochenende aussuchen, an dem die Schotten darüber abstimmten, ob sie weiterhin im Vereinigten Königreich verbleiben oder als Schotten unabhängig werden wollten.
Wir waren also nicht sicher, ob easyJet uns in Schottland oder im Vereinigten Königreich absetzen würde. Die Landung ist aber trotzdem geglückt. Zum Glück!
Und überhaupt musste es easyJet ab Basel sein, weil ein paar Jungs nicht so früh mit Swiss ab Zürich fliegen wollten. Also mussten die ganzen Kerle zuerst nach Basel gekarrt werden. Etwa 9 Stück. Weil Nick flog dann doch Swiss und Dan hatte noch die Einschulung seines Sohnes zu bewältigen und folgte später nach. Und Lou, Olivier und mir wurde das Ganze zu hektisch, also bequemten wir uns ins Bordrestaurant der SBB. So gemütlich!
Wie Dan uns später in Edinburg in einer Bar fand, ist mir heute noch schleierhaft. Aber Phoudy fand den Weg aus Ko Pha Ngan im rot-chinesischen Meer ja auch schon ganz alleine zurück, nachdem wir ihn irgendwo im unwegsamen Busch verloren hatten…
Wie dem auch sei, Edinburg ist ein übersichtliches Städtchen mit viel Kopfsteinpflaster, günstigen Taxis und viel Whisky-Tasting.
Whisky machten wir denn standesgemäss auch gleich zur Priorität und fanden uns als Erstes im altehrwürdigen Scotch Whisky Excellence ein. Sinnigerweise muss man sich seinen Weg praktisch durch einen betörenden Whisky-Shop bahnen, um in die Tasting-Bar und das Amber Restaurant zu gelangen.
Abendessen im Amber Restaurant (und Bar)
Einmal zum Apéro an der Bar angelangt, befällt einen die Qual der Wahl: Soll Mann eines der ungezählten Biere versuchen oder doch gleich zum noch weniger gezählten Whisky greifen? Es gibt ja solchen, der einem zur Appetitanregung gereicht wird, den Isle of Jura zum Beispiel. Das war dann mein Ding, die Wahl der Jungs fiel gemischt aus. Auch gut.
Praktischerweise ging es dann gleich nebenan im Restaurant weiter. Auch hier wurde ein schottisches Degustationsmenu gereicht. In nicht weniger als 5 Gängen. Angefangen mit den schottischen Tapas und ihren extravaganten Namen wie Haggis Bon Bons oder Potted Hough.
Naja, wir fühlten uns schnell mal wie die Highlander und liessen dem Süppchen vom Cullen Skink zur Hauptspeise Castle of Mey Beef und West Coast Langoustines in Whisky Butter auf ihrem Rüebli-Rösti folgen (Carrot and Potato Cake).
Wir lernten: Danach verdrücken die Grobkarierten noch ihre obligaten Oatcakes mit einer Selection von Iain Mellis Cheeses: Grimbister, Auld Reekie und Lanark Blue sind die markigen Namen des Käsesortiments. Und um dem Ganzen den abschliessenden Rahmen zu geben, wird noch eine Preserved Raspberry und Whisky Liqueur Ice Cream Bombe aufgetischt getopped mit einer Flake und Sugar Cone. Wohl bekomm’s!
Zur allgemeinen Aufheiterung, sprich zum unregulierten Lärmpegel, gesellte sich zu unseren 11 Jungs auch noch ein Schottischer Jungsausflug mit etwa 16 Mann und nicht wenig Schlachtrufen. Ob sie nun Unionisten oder Separatisten waren oder ihre Kraftausdrücke eine sonstwie gelagerte Bewandtnis hatten, entging mir leider, da ich ja kein Wort verstand, weil des Hochschottischen nicht mächtig…
An ihren Posturen konnte man immerhin erahnen, was es wohl heisst, wenn sie auf dem Fussballplatz die Flanken schottisch-halbhoch durch den Strafraum dreschen. Danke vielmal!
Nach dem üblichen Schlumy ging es zurück in unsere Nobelloge.
Edel logieren in den Old Town Chambers
Reiseleiter Phoudy liess GAR nichts anbrennen und quartierte uns gleich um die Ecke vom Parlamentsgebäude in stylish renovierten Apartments ein, den Cheval Collection. In zwei Riesenwohnungen mit Galerie und allem Schnickschnack. Standesgemäss, würde ich meinen, nachdem er uns in New York ja unbedingt in der Stretch-Limo in die City fahren lassen musste…
Die zentrale Lage ist hervorragend, da lärmtechnisch doch halbwegs durch einen Innenhof geschützt. Naja, mit Betonung auf «halbwegs», denn wie die andern Nordlichter auch, haben die hier oben bekanntlich recht grosse Gläser und viel Durst, so dass es nachts am Wochenende zwischendurch doch recht scheppern konnte. Zumal wir an einer steilen Treppe wohnten…
Die Apartments sind zwar mit Küchen und Esszonen ausgestattet. Wer aber wie wir für ein Wochenende nicht den Kühlschrank füllen mag, erhält um die Ecke im Café Nero seinen Frühstückskaffee und ein Brioche.
Meine Empfehlung lautet allerdings, den Italiener links liegen zu lassen und stattdessen beim Franzosen von der Patisserie Valerie ein richtig deftiges schottisches Frühstück zu buchen. Das hilft gegen allfällige Alkoholüberbleibsel vom Vorabend und bringt einen locker durch den Tag!
Edinburgs Sehenswürdigkeiten
Das weit herum sichtbare Schloss ist natürlich ein Must-See. Zumal sich an der Royal Mile bis zum Schloss allerlei Kuriositäten aneinanderreihen. Und da meine ich noch nicht mal die strammen Herren mit den karierten Röcken, sondern die Jungs mit den kurzen Hosen…
Weiter sehenswert ist Rose Street, eine nach den Plänen von James Craig im Jahre 1767 im Schachbrettmuster angelegte Strassenkombination mit separaten Erschliessungsstrassen. Heute reihen sich hier zuerst Geschäfte und dann weiter unten Restaurants aneinander. Je nachdem von welcher Seite man herkommt…
Wer dann mal eine Pause braucht, taucht in der George Street, einer Parallelstrasse zur Rose Street, ein ins Tigerlily, einem stylish rosa herausgeputzten Laden. Abends sind die Tische vornehmlich von Damen besetzt. Wahrscheinlich wegen der angenehmen Lilatöne? Aber wahrscheinlich geht der Trick so: Man nehme viel rosa und lila, um die holde Weiblichkeit anzuziehen; hat sich das einmal rumgesprochen, kommen die Jungs dann ganz von selbst (trotzdem).
Neben Restaurant und Bar gibt’s auch noch 33 elegante Suiten und Zimmer. Nochmal mit genügend Lila für die das mögen.
Auch sehenswert, vor allem für Anhänger der Queen und Sir Sean Connery – oder Architekturfreaks wie uns – ist die Residenz der Queen, der Holyroodhouse Palast und besonders die angrenzende Ruine der Holyrood Abbey von 1128. Im 18. Jahrhundert wurde sie zum Kanonenfutter der Engländer und hält seither als ungewöhnliches Fotomotiv her. Auch noch schick!
Bis man sich allerdings bis zur spektakulären Ruine vorgetastet hat, heisst es den Weg durch den riesigen royalen Palast mit allerlei Gemächern der Queen hinter die Füsse zu kriegen. Und eben, in der Grossen Galerie wurde Sean Connery zum Sir geschlagen! Oder werden Ritter geschlagen und Sirs ernannt? #wieauchimmer
Auch einen Ausflug ins Hafenquartier sollte Mann sich allenfalls reinziehen. Per Taxi oder so wie wir, chauffiert per Nick’s Mercedes-Luxuskarosse und navigiert von Pädu mit einem iPhone ohne Batterie und behelfsmässig meinem Android zwar mit Batterie aber ohne Datenroaming.
Wir haben es natürlich trotzdem souverän gefunden und den Sonnenuntergang pünktlich mitgeschnitten. Und zum Apéro im Loch Fyne gleich auch noch ein paar Austern verdrückt oder besser verschlürft. Mann gönnt sich ja sonst nichts…
Und zum guten Schluss
Einen guten Rückflug mitenand!
Ein weiterer lässiger «Jungsausflug» war das verlängerte Wochenende in Sofia, Bulgarien. Hier geht’s zu meinem Bericht oder zu weiteren Städtereisetipps.
Ein Kommentar
Oh je, die arme Jungs, so ein «kleines Ausflug», Luxus pur, nur von lesen bekommt man Hunger!
Wir erstaunten in Edinburg jedes Güetzli oder Konfi war mit Whisky….aber sooo fein!