Sylt – Sagenumwobene Promi-Insel. Sand und Strandkörbe ohne Ende. Gourmetrestaurants an jeder Ecke. Wind und Wetter allenthalben.
Tatsächlich hatte es die Windrichtung dann ganz schön in sich…
Nach Sylt wollte ich ja schon immer mal. Etwa gleich wie nach Sansibar. Zumal in Sylt ja auch die Fahne des legendären Strandrestaurants «Sansibar» weht!
An Destinationen mit solchen Namen muss man einfach mal gewesen sein. Hier geht’s zu unserem Bericht über Sylt.
Und die Golfplätze auf Sylt sollen zudem ja auch allerlei zu bieten haben. Unbeeindruckt von den bedrohlichen Wetterverhältnissen stürzen wir uns auf die grünen Wiesen.
1. Golfclub Budersand
Nach einer kurzen Anfahrt stehen wir also auf dem vielbeschworenen und hochdekorierten Golfplatz Budersand im Süden der Insel. Budersand gilt immerhin als einer der Top-10 Plätze in Deutschland! Was unsere Erwartungshaltung nicht eben dämpft…
Was unseren Elan aber tatsächlich dämpft, ist der erste Gegenwind bereits auf dem Parkplatz: Zum Umziehen der Golfschuhe ziehen wir uns in unseren Mietwagen zurück, so stark und frisch ist die steife Bise!
Wie aber auch bei anderen Sportarten gilt: Es gibt kein schlechtes Wetter, höchstens schlechte Ausrüstung. Also montieren wir alle Gilets, Mützen, Windstopper und Golfhandschuhe, die zu greifen sind, und stapfen gesenkten Hauptes, mit hochgezogenen Schultern und zugekniffenen Augen gegen den Wind in Richtung Clubhaus.
Wohlgemerkt, wir sprechen von einer Golfrunde im Sommer gegen Ende Juni…
Das Clubhaus ist sehr elegant eingerichtet und bietet eine grosszügige Aussicht über den in die Dünenlandschaft gelegten Golfplatz und das angrenzende Golfhotel Budersand.
Im Clubhaus atmen wir erstmal auf, nachdem uns der erste Wetterschreck grausam in die Knochen fährt. Wir lassen uns natürlich überhaupt nichts anmerken und fassen unsere bereitstehenden Mietschläger.
Damit trollen wir zurück in Wind und Wetter und zum Starterhäuschen am ersten Abschlag. Der nette Starter sieht uns an, dass wir keinen Plan haben und weist uns auf die Tücken des Platzes und den steifen Seitenwind hin.
Ah ja, welcher Wind?
Dann bin ich bereit. Da stehe ich also am berühmten ersten Abschlag. Mit fremden Schlägern. Ohne aufwärmen auf der Driving-Range. Dafür eingepackt wie ein Eskimo.
Mit einem auf den Stockzähnen lächelnden Starter hinter mir, der es sich nicht nehmen lässt, meinen ersten Abschlag aus nächster Nähe zu verfolgen.
Aber klar, Höchstleistungen kommen nur unter Druck zustande. Zumal ich ja weiss, dass Flight-Partnerin Katja mit langen, geraden Abschlägen glänzen wird.
Also hoch die Tassen, respektive den Schläger, und haudrauf auf den Ball! Aber natürlich mit einem gepflegten Swing, denn wie männiglich weiss, führt nur ein runder, lockerer Schwung zur geraden, langen Flugbahn. Mit Muskelkraft geht wenig bis gar nichts. Das ist wenig intuitiv, ist aber so.
Unter besagten Konditionen locker zu schwingen, ist natürlich eine Sache für sich…
Wie dem auch sei, irgendwie fügen sich meine kalten Hüften, verkrampften Arme und fremden Schläger zu einem wundersam harmonischen Schwungschlag zusammen, so dass der Ball wie am Schnürchen gezogen zielgenau Richtung Mitte Fairway abzischt.
Es ist praktisch eine Offenbarung! Besser kann es auch der Pro nicht!
Ich spüre förmlich wie dem Starter hinter mir das innere Lächeln vergeht und er verdutzt dem Ball hinterher sieht.
Vielleicht spüre ich das allerdings auch etwas verfrüht und seine Stockzähne blitzen jetzt erst recht auf, denn – wir erinnern uns, Seitenwind! – nachdem der Ball eine mathematisch brillante Flugbahn aufnimmt, packt ihn plötzlich ein perfider, an sich unsichtbarer, seitlicher Einfluss, so dass eine eindeutig unerwünschte Richtungsänderung eintritt.
Und so liege ich also bereits nach dem ersten Schlag im zähen, wehenden Strandhafer der Sylter Dünenlandschaft.
Merci viel mal!
Jetzt ist Katja vorgewarnt. Aber siehe da, auch ihr sonst immer gerade fliegender Ball landet eigenartigerweise auf der windabgewandten Seite des Fairways. Warum bloss…
Nach ein paar weiteren Schlägen und Winderfahrung aus erster Hand ist der Ball unwiederbringlich im hohen Gras versenkt.
Davon lässt sich ein wackerer Golfer natürlich nicht aus der Ruhe bringen. Ich richte mein Krönlein und greife betont lässig in den Golfbag zum nächsten Ball. In der Tat eine Bewegung, die ich an diesem Tag zähneknirschend noch ein paarmal wiederholen würde…
Immerhin hat man manchmal auch Rückenwind. Dann aber umgehend wieder Gegenwind. Dazwischen wahrscheinlich Seitenwind. Und die auf 3mm heruntergeschnittenen und zusätzlich gewalzten Greens sind mit ca. 10 Fuss Stimpmeter auch noch recht schnell und sowieso onduliert wie verrückt.
Wenn man es denn überhaupt bis auf’s vermeintlich rettende Grün schafft, denn vorher verstellen total 90 (!) Topfbunker allerübelster Bauart den Weg. Hier wieder rauszukommen, ist praktisch nur im Rückwärtsgang möglich. Die Dinger sind also tunlichst zu meiden!
An der Stelle fällt mir zwangsläufig der gute Robin Williams ein und wie er die Erfindung von Golf als eine Art Hindernislauf beschreibt. Treffender geht es nicht…
Nun, da haben sich die Schotten ja einen schönen Spass erlaubt! Und dessen Interpretation in Budersand ist auf jeden Fall perfekt gelungen…
… froh ist, wer es einigermassen unbeschadet ins noble Clubhaus oder ins Café des Budersand Hotels schafft!
Golf-Club Budersand
Fernsicht 1
25997 Hörnum/Sylt
2. Marine Golfclub
Wer es etwas ruhiger mag, dem sei windstilles Wetter empfohlen und der auf 80 Hektar grünen Wiesen im schottischen Stil angelegten Marine Golfclub. Auf den harten, schnellen Greens kann man die Pitchgabel getrost im Bag zurücklassen…
Aber Achtung, auch hier sind die Topfbunker gnadenlos tief und steil und praktisch noch tunlichster zu meiden als in Budersand!
Marine-Golf-Clb Sylt
Flughafen 69
25980 Tinnum/Sylt
3. Golfclub Sylt
Und dann gilt es auch noch den Küstenplatz Golfclub Sylt beim Kampener Leuchtturm zu testen. Am Watt verstellen üppige Wasserflächen und wogende Roughs den Weg auf die ebenfalls pfeilschnellen Greens.
Golf-Club Sylt
Norderweg 5
25996 Wenningstedt/Sylt
Viel Vergnügen und schönes Spiel…
Was es an windstilleren Tagen in Sylt auch noch zu erleben gäbe, haben wir in dieser Übersicht zusammengestellt. Wer sich nach einem Gourmet-Erlebnis umsieht, sollte das Fährhaus von Spitzenkoch Alexandro Pape erwägen. Der Mann (und seine Frau) haben einen eigenen Dreh mit dem Salz…
Und wer sich vom romantischen Spaziergang durch das Kapitänsdorf Keitum erholen will, sollte das Kontorhaus nicht verpassen! Hier hat das Architektenehepaar Franziska und Wolfgang Zaeske eine ausserordentliche Wohlfühloase realisiert… Man kann in diesem «Teehaus» sogar übernachten!