Im Rahmen der Vortragsreihe ZfU Business Lunches sprach Jürg Schmid, CEO von Schweiz Tourismus, über Swissness und Wellness, den harten Franken und den weichen EURO, die USPs der Feriendestination Schweiz, Sinnsuche und Aktivferien, Gastfreundschaft, Hotel-Sterne und die Schrumpf- und Fitnesskur für den Schweizer Tourismus.
Die Hauptargumente für die Schweiz als Destination sind für «Nahtouristen» die Natur und Städte, «Ferntouristen» suchen eher das Spektakel.
80% der Gäste der Schweiz stammen aus 7 Ländern, hauptsächlich aus der Schweiz, Deutschland, Niederlande, USA.
Die Besucher aus China sind zahlenmässig zwar noch wenige, allerdings bei Steigerungsraten von über 40%. Eine Visa-Vereinbarung erleichtert Gruppen ab 5 Personen die Einreise sehr. Die Chinesen geben auf ihrem Besuch pro Kopf am zweitmeisten aller Touristen aus und verfügen über die höchste «Rolex-Dichte».
Besucher aus UK sind am stärksten rückgängig, da für sie die Kosten in der Schweiz stark gestiegen sind.
Schweiz Tourismus fokussiert aktuell ihr Marketing auf Destinationen, die weniger sensibel auf die Frankenstärke reagieren.
Die Schnelligkeit der Steigerung der Frankenstärke hat alle Schweizer Tourismusanbieter vor grosse Herausforderungen gestellt. Eine Strukturerhaltung durch Direktzahlungen ist jetzt aber trotzdem nicht die richtige Lösung.
Gerade im Tourismus beschäftigen wir aber immerhin 55% Ausländer!
Der Tourismus ist eine «Durchschnittsbranche»: Die Ausgaben in touristischen Anlagen belaufen sich auf denselben Betrag, der während den Ferien in weiteren Branchen ausgegeben wird.
Der Schweizer Tourismus bietet 240’000 Arbeitsplätze. Dabei haben in den letzten 10 Jahren 800 Hotels geschlossen, die Anzahl Betten ist aber gleich hoch geblieben. 60% der Hotels haben weniger als 20 Zimmer, was sich in hohen Kosten pro Bett niederschlägt.
Da die Krise sehr schnell kam, sind nicht nur Betriebe gefährdet, die von der Strukturbereinigung schon vorher bedroht waren, sondern auch eigentlich gesunde Betriebe.
«Quality – Our Passion» ist ein Schweizer Qualitätssicherungsprozess, der schon viel bewirkt hat. Das Sterne-System von Hotellerie Suisse funktioniert gut und löst auch Investitionen aus. Gastrosuisse hat auch ein Sterne-System für die Restaurants. Der Standard ist ähnlich wie in Deutschland und Österreich. Im Süden sind die Hoteliers etwas «kreativer».
«Präsenz Schweiz» ist eine politische Organisation, «Schweiz Tourismus» ist eine kommerziell orientierte Organisation.
Shawne Fielding und Thomas Borer waren ausgezeichnete Botschafter der Schweiz in Berlin: Die prägnanten Köpfe haben viel Aufmerksamkeit auf die Schweiz gelenkt.
Neben Roger Federer gibt es sehr wenige weitere Schweizer, die sich im Ausland glamourös vermarkten. «Heidi» ist im Ausland beispielsweise immer noch bekannter als unsere Politiker.
«Mittelbünden»: In der kleinen Schweiz gibt es 450 Verkehrsvereine. Destination Management funktioniert in der Schweiz offensichtlich nicht so einheitlich wie in einem amerikanischen Resort. Die Regionalität ist eine Stärke der Schweiz.
Schweiz Tourismus fokussiert ihre Mittel auf die Homepage und Social Media. Ein Blog ist nicht Teil des Kommunikationsmixes.
Auf Facebook wurde eine Kampagne lanciert «Ferien ohne Facebook gewinnen». Nach zwei Tagen hat Facebook die Kampagne gestoppt, weil sie zu schnell zu viele Follower gewonnen hat und dies den automatisierten Facebook Spam-Filtern zum Opfer fiel. Nochmal zwei Tage später lief die Kampagne unverändert weiter. Eine 20-köpfige Gruppe aus Deutschland hat den Preis gewonnen und hatte während des Urlaubs tatsächlich keinen Empfang in der Berghütte…
Österreich ist ein starker Mitbewerber um Gäste und sie vermarkten sich auch sehr kompetent.
Die Schweiz hat aber mit 48 4000-er Berggipfeln auch sehr gute Argumente. Die Lohnkosten in Österreich sind ca. 50% tiefer als in der Schweiz. Bei uns ist der Mindestlohn CHF 3’800.- für eine ungelernte Person. D.h. das Preis-/Leistungsverhältnis ist im östlichen Nachbarn vergleichsweise sehr gut. In der Schweiz versucht man jetzt nicht, die Preise zu senken, sondern das Produkt umso besser zu machen.
Gastrosuisse und Hotelleriesuisse bieten Nachwuchskräften gute Informationen bezüglich Ausbildungsmöglichkeiten. Auch die Schweizer Hotelfachschulen sind sehr kompetent und geniessen weltweit ein hohes Ansehen.
«Typically Swiss Hotels»: Schweiz Tourismus hat 250 Hotels selektiert, die besonders typisch schweizerisch sind. Die Architektur muss dem regionalen Standard entsprechen. Gastronomie, Wein, Sprachkenntnisse-, etc. müssen ortstypisch sein.