Das Mercedes-Benz Museum stellt die über 125-jährige Geschichte des Automobils dar. Auf neun Ebenen glitzern und glänzen 160 Fahrzeuge um die Wette, dass das Benzin im Blut in Wallungen gerät… Zumal wir zum Abschluss eine Probefahrt mit dem ersten Auto ever von 1886 machen durften! Aber schön eins nach dem andern:
Das im Jahr 2006 von DaimlerChrysler eröffnete Mercedes-Benz Museum sticht bereits durch seine aussergewöhnliche Architektur hervor. Wie sein Auftraggeber verzichtete der niederländische Architekt Ben van Berkel beim Bau dieser Doppelhelix-Struktur weitgehend auf Ecken und Kanten.
Die Hülle des Museums besteht aus den hauptsächlichen Materialien, die auch im Automobilbau Verwendung finden: Glas und Aluminium.
Ein gelungenes Bauwerk, das aussen überzeugt und sich innen zurücknimmt, um den Autos die Show zu lassen. Entsprechend wurde es schon mit bedeutenden Architekturpreisen eingedeckt…
Mercedes-Benz Museum — Faszination Technik & PS
Die Autoausstellung beginnt eigentlich oben in der 8. Etage. Via auffällige Lifte im Retro-Look schwebt man in luftige Höhen und erspäht dabei die verschiedenen Epochen gewidmeten Ausstellungsebenen.
Auf dem abfallenden Rundgang durch die Ausstellungsrampen erlebt man eine einzigartige Zeitreise durch die Automobilgeschichte der Marke Mercedes-Benz. Chronologisch folgt ein Mythos dem anderen!
Gelungen ist auch, wie die Automobilgeschichte in die Zeitgeschichte integriert: Grossformatige Schaubilder an der Wand veranschaulichen das Weltgeschehen in der entsprechenden Zeit. Von den Beatles über Einstein ist alles aufgereiht, was Glanz und Gloria hat.
Nebst den erwähnten Mythosräumen ist die Ausstellung auch in Kollektionsräume aufgeteilt, die thematisch geordnet die Fülle und Vielfalt der Fahrzeuge der Marken von Gottlieb Daimler und Karl Benz aufzeigen.
Beide Rundgänge der Doppelhelix münden in die Ausstellung «Silberpfeile – Rennen und Rekorde«. In einer Steilwandkurve präsentieren sich legendäre Rekordfahrzeuge: Phönix Rennwagen, Blitzen-Benz, Silberpfeile, Weisse Elefanten bis hin zu Lewis Hamiltons Formel-1 Weltmeister-Wagen aus dem Jahre 2008.
Wer sich übrigens auch schon gefragt hat, was es mit den drei Zacken im «Mercedes-Stern» auf sich hat: Der dreizackige Stern war ein Symbol für Gottlieb Daimlers Bemühen um universelle Motorisierung «zu Lande, zu Wasser und in der Luft«.
Und noch weiter übrigens verdankt die Marke den Namen «Mercedes» der Tochter des umtriebigen Rennfahrers und Daimler-Händlers Emil Jellinek: Er spornte Daimlers Chefkonstrukteur Wilhelm Maybach (auch schon mal gehört?) dazu an, statt der damals üblichen «motorisierten Pferdekutschen» einen Sportwagen zu bauen.
Der erste «Mercedes» gewann 1901 dank seiner protzigen 40 PS die «Rennwoche von Nizza» haushoch überlegen…
Und um den Rest der Namenshistorie auch noch abzuschliessen: Der Motoren- und Konstruktionspionier Karl Benz war bis 1900 der führende Autobauer bis Daimler ihn danach überflügelte und die beiden Unternehmen 1926 schliesslich zur «Daimler-Benz AG» fusionierten.
Der Benz Patent-Motorwagen – das erste Benzin-Automobil der Welt
Der Patent-Motorwagen von Karl Benz, ein «Dreirad», war das allererste Benzin-Automobil der Welt und steht für die Geburtsstunde des Automobils.
Zum Weltfrauentag 2019 erzählt Mercedes-Benz, mit was für Hindernissen Berhta Benz zu kämpfen hatte, als sie ungefragt eine 106 Kilometer lange Jungfernfahrt zu ihrem Elternhaus auf sich nahm.
Ihr Mann Karl Benz wollte den 3. Prototypen noch weiter perfektionieren. Aber die couragierte Bertha fand, dass es Zeit sei, die Welt in eine neue Zeitrechnung zu katapultieren.
Und sei es mit Haarnadel und Strumpfband…
Und jetzt kommts: Während unseres Besuches stellen wir uns der Herausforderung, den Benz Patent-Motorwagen von 1886 selber zu fahren!
Dafür ist aber ordnungsgemäss eine Fahrprüfung zu bestehen…
Karl Benz konzipierte seinen Motorwagen als Dreirad, weil den Perfektionisten die Lenkungssysteme, die damals für vierrädrige Fahrzeuge üblich waren, nicht zufrieden stellten. Die auch heute noch bekannte Achsschenkellenkung entwickelte er erst 7 Jahre später.
Damit wir den Feuerstuhl, ein eigentliches Veloziped, fahren dürfen, müssen wir selbstverständlich zuerst eine Theorieprüfung absolvieren. Denn mit einem solch legendären Auto zu fahren – selbst wenn es nur eine Höchstgeschwindigkeit von 16 km/h an den Tag legt – will gelernt sein!
Schliesslich muss man wissen, was zu tun ist, sollte der 0.9 PS Motor überhitzen. Sein imposanter Verbrauch von 10 Litern Leichtbenzin (Ligroin) und 100 Litern Kühlwasser auf 100 Kilometern Fahrt (!) stellt schliesslich ungewohnte Herausforderungen…
Was für ein Erlebnis!
Und hier der Beweis: Ich bin jetzt nach Bertha Benz einer der weltweit ersten Autofahrer ;-)
Hier weitere Impressionen aus dem Mercedes-Benz Museum:
Unser Dank geht an…
… Friederike Valet und Mareen Hoeppner vom Mercedes-Benz Museum für das Organisieren dieser Reise! Auch bestens bedanken wir uns bei Dietmar Gustke sowie Michaela Baumgarten und Markus Scheerer für das einmalige Erlebnis mit dem Benz Dreirad!
Unsere Knie zittern heute noch ;-)
Was uns bei der Testfahrt ebenso wie bei der Museumsführung anlässlich der Gourmet Sternennächte auffällt: Mitarbeiter im Mercedes-Benz Museum haben Benzin im Blut: Mit offensichtlicher Leidenschaft und motorischer Leichtigkeit frönen sie ihrem Beruf und verstehen es, die Emotionen für «ihre» Automobile auf die Gäste zu übertragen.
Bravo, gut gemacht!
Besten Dank auch an Oliver Sefrin, Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Deutschen Zentrale für Tourismus DZT in Zürich und Sandra Nörpel von Stuttgart Marketing für die tadellose Organisation und Begleitung dieser Reise!
Was man in Stuttgart sonst noch so macht, beschreiben wir in diesem Artikel.