Erfahrungsbericht von Katja und Walter über das Reisebloggen.
Weil wir es in letzter Zeit so oft gehört haben, wollen wir hier mit einem Missverständnis aufräumen: Immer wenn wir an schönen Orten sagen, wir seien Reiseblogger, kommt regelmässig zurück:
Wow, wie cool, ich möchte auch Reiseblogger sein!
Möchtest Du nicht!
Klar ist man als Reiseblogger möglichst an schönen Destinationen engagiert. Aber meist wählt man die nicht selber, sondern folgt den Kundenanfragen. Wenn man denn solche hat… Aber eins nach dem andern:
Wir bloggen seit August 2010 intensiv. Fotografisch und schriftlich. Manchmal ist auch ein Video dabei. Auf Deutsch und Englisch. Alle Ferien und viele Wochenenden gehen für die Inhaltebeschaffung drauf. Bei jeder Wartezeit in Lounges oder Lobbies wird weitergekritzelt. Meist auf zwei Laptops und/oder zwei Tablets. Zur Not auch mal auf dem Smartphone.
Ist man dann mal zu Hause, müssen die Inhalte aufbereitet, die besten Fotos ausgewählt und entwickelt, die Texte bereinigt, ein roter Faden reingebracht werden. Hinter den Kulissen der schönen Fotos sieht es auch mal Ghetto-Style aus, wenn einen der Hunger packt…
Meist wird schon im Hotel drauflosgeschrieben, damit nach der Reise möglichst wenig Aufwand anfällt.
Die eigene Stromsteckleiste mit internationalem Adapter ist immer dabei, um all unsere Gadgets wieder laden zu können. Auch ein Solarpanel hat schon gute Dienste geleistet…
In den ersten zwei Jahren hat das alles praktisch niemanden interessiert. Wir bekamen kaum Feedback. Zwei Jahre lang so laut als möglich ins Internet-Nirwana hinaus zu posaunen, ohne dass gross was zurückkommt, ist dann #imfall nicht so lustig! Zumal man überall liest, dass Bloggen das Allheilmittel für alles Mögliche sein soll…
Wie üblich bei Blogs ist Mutti die erste und regelmässigste Leserin. Das habe ich vor vielen Jahren an einem Vortrag von Ralph Hutter so aufgeschnappt und siehe da, bei uns ist es auch so ;-)
Danke Moms!
So. Und nach zwei Jahren intensiver Aufbauarbeit beginnt das Schwungrad langsam zu drehen. PR Agenturen kontaktieren uns im Namen ihrer Auftraggeber aus der Reisebranche.
Auch Google nimmt einen ernst und schickt immer mehr Besucher. Dies dank detaillierter Kenntnisse von SEO– und Inbound-Marketing Techniken.
Wem dies nichts sagt, der beginnt mit Vorteil gar nicht erst mit einem Blog. Ausser als persönliches Tagebuch für sich (und Mutti), das geht natürlich immer…
Video
Neuerdings machen wir auch Videos über die Objekte der Begierde. Dass dies nicht immer gleich auf Anhieb gelingt, geht aus folgendem «Making of» vom «Goldenen Ei» hervor:
Hier bei Interesse der entsprechende Review vom goldenen Ei in Davos.
Aufgaben und Skill-Set von Reisebloggern
Bloggen ist auch deshalb so aufwendig, weil man nicht nur überall vor Ort sein muss, sondern auch noch Journalist, Fotograf, Autor und Redaktor in Personalunion ist. Verlagsaufgaben wie Vermarkten des Blogs via Social Networks und Generieren von Einnahmen via AdSense, Affiliate Programme, Sponsoring oder Gastartikel kommen noch dazu, und das Abrechnen der Ausgaben muss auch noch jemand erledigen. Aus Kostengründen natürlich meist der Blogger selbst.
Einnahmen und Ausgaben
Aufwand und Ertrag liegen übrigens in keinem Verhältnis: Wir sind froh, wenn der Blog soviel Einnahmen abwirft, dass wir jemanden beauftragen können, der uns ab und zu ein Video schneidet… wie hier von der (doch recht spektakulären) Harley-Davidson Rundreise in der Romandie ;-)
Die Freelancer rekrutieren wir via Upwork.com oder Codeable.io und sie kommen aktuell aus Spanien, den Philippinen, Deutschland und den USA. Ist günstiger…
Kommt noch dazu: Wer seinen Blog über hochstehende Fotos positionieren will, wird alle Aufnahmen nachbearbeiten müssen. So wie die Fotos auf unserem Blog aussehen, kam keines aus der Kamera heraus…
Wir «entwickeln» jedes RAW-Foto einzeln in Adobe Lightroom zu den hier präsentierten JPG-Aufnahmen. Dass man hierbei auch etwas von Web-Auflösung, Copyrights und Metadaten wissen sollte, versteht sich von selbst.
Es ist also nicht damit getan, an den schönsten Plätzen des Planeten die Kamera zu zücken und ein bisschen rumzuknipsen. Auch wenn es auf den ersten Blick so aussieht.
Wetter und seine Kapriolen
Weil auf dem Blog erscheinen schliesslich nur die Top-10 besten Fotos. Wenn es unterwegs auf der Fähre regnet und man kaum etwas sieht, dann schweigt ja des Sängers Höflichkeit…
Denn als Reiseblogger ist man zu aller Unbill auch noch stark vom Wetter abhängig. In Patagonien entgingen wir nur knapp der Riesenkatastrophe, so weit gereist zu sein und dann nichts zu sehen. Die weltberühmten Torres del Paine waren einmal tatsächlich effektiv überhaupt nicht zu sehen vor lauter Nebel…
Und zu allem Übel werden aktuell bei vielen Redaktionen die Honorare für Reisejournalisten zusammengestrichen. Bei gedruckten Reiseführern erscheinen einige Destinationen schon überhaupt nicht mehr, weil man die Journalisten nicht mehr bezahlen kann. Es fehlen die entsprechenden Werbeeinnahmen…
Das ist zwar eine neue Chance für Reiseblogger, aber die müssen ihre Blogs selber finanzieren. Irgendwie.
Soviel zur Zukunft des Journalismus…
In diesem Sinne wünschen wir allen Blog-Einsteigern viel Durchhaltewillen und allen anderen Lesern eine entspannte Reiseinspiration! Wir rackern dann mal weiter für Eure Inspiration ;-)
Einfach weil wir gern reisen, fotografieren und schreiben. Und uns gern weiterbilden.
Reisen weitet bekanntlich den Horizont.