Zugegeben, ich war ein wenig skeptisch. Ob es eine gute Idee ist, im Januar nach Florenz zu gehen? Perchè no?
Keine drängende Menschenmassen, keine von Touristen überfüllten Gassen, Zeit und Musse für all die Sehenswürdigkeiten. Somit hat man Michelangelos David fast für sich allein…
Und überhaupt, Italien ist immer eine gute Idee!
Die Frage stellt sich in Florenz nicht, was man sich ansehen soll – sondern viel eher, was man auslassen soll. Die Auswahl an Museen und Sehenswürdigkeiten ist gigantisch! Aber gerade in den Wintermonaten lässt sich die Stadt mit Zeit und Musse entdecken.
Städtereise im Winter
Ganz sicher sollten die Uffizien auf dem Programm stehen. Es empfiehlt sich hier jedoch auch im Winter, die Tickets online zu reservieren, wenn man die Warteschlange vermeiden will (ja… sogar im Januar!). Drinnen warten Werke von Botticelli, da Vinci, Ghirandolaio, Raphael und anderen berühmten Künstlern der Renaissance. 101 Räume voll mit Kunst gilt es zu bewältigen! Daher ist es ratsam, sich vorher einen kleinen Plan zurechtzulegen, welche Bilder man sich zu Gemüte führen will. Sonst ist man dann schnell mal überfordert mit der Menge an Werken.
Weiter geht’s zur Kathedrale Santa Maria del Fiore mit ihrer gewaltigen Domkuppel. Die Fassade aus dreifarbigem Marmor ist faszinierend. Man kann sowohl die Domkuppel als auch den Campanile besteigen. Wir entscheiden uns für den Campanile. Die Sicht von oben entschädigt für die 414 Treppenstufen und die leicht klaustrophobischen Anfälle im engen Treppenhaus.
Fantastico!
Keinenfalls auslassen sollte man vor der Kathedrale den Battistero, die Taufkirche Johannes des Täufers. Und gleich in der Nähe lockt die Galleria dell’Academia, wo man Michelangelos David in voller Pracht – und natürlich weitere berühmte Werke – bestaunen kann.
Gegen Abend empfiehlt es sich, mit Bus oder Taxi zum Piazzale Michelangelo hochzufahren. Meines Erachtens hat man von hier die mit Abstand schönste Sicht über Florenz. Am besten nimmt man ein Fläschchen Chianti mit und geniesst zur Aussicht „un bicchierino“. Was dann aber im Januar doch ein wenig kalt war. Ich war auf alle Fälle froh, als ich wieder in den warmen Bus zurück einsteigen durfte.
Florenz und seine Kulinarik
Zur italienischen Kultur gehört selbstverständlich auch Kulinarik. Um die berühmte toskanische Küche kennenzulernen, haben wir am nächsten Tag bei EatingEurope eine Foodtour gebucht. Mit Gaia, unserer sympathischen Führerin, geht es auf die andere Seite des Flusses Arno. Hier erlebt man das «wahre» Florenz, abseits der Touristenströme.
Auf insgesamt acht Stopps entdecken wir typische Florentiner Gerichte, die wir so vermutlich nie probiert hätten. Ich habe sogar das berüchtigte Lampredotto gekostet. Ein Brötchen mit gekochtem Labmagen, dem vierten Magen der Kuh, wie wir gelernt haben. Es ist besser als es sich anhört! Also eigentlich ist es sogar sehr gut, wenn man sich nicht allzu stark vor Augen führt, was man genau isst…
Besonders erwähnenswert ist die Pasticceria Buonamici, wo wir sogar in der Backstube Roberto beim Cantucci backen zuschauen dürfen. Ich kann mit Fug und Recht behaupten: Frisch aus dem Ofen sind sie ein Gedicht!
Auch die Macelleria Mignani in ihren alten Gemäuern und der tollen Fleischauslage hat mich beeindruckt. Übrigens liefern sie neuerdings sogar die Bistecca Fiorentina in die Schweiz! Das muss ich im Sommer unbedingt mal ausprobieren.
Hach… das war alles so lecker und Gaia hat uns unterwegs mit Anekdoten und Historischem der Gegend unterhalten. Eine tolle Art, um eine Stadt von der kulinarischen Seite zu erkunden. Nach vier Stunden hätte man uns zwar durch die Stadt kugeln können – aber hey, Essen macht glücklich! In Italien noch mehr als anderswo!
Strassenschilder Kunst von Clet Abraham
Eine Sehenswürdigkeit der etwas anderen Art sind die Strassenschilder von Clet Abraham. Mit abziehbaren Stickern werden sie zu humorvoller Strassenkunst abgeändert. Den Sinn der Schilder wird zwar nicht zerstört. Trotzdem muss er regelmässig Ordungsbussen bezahlen. Ich hatte meine Freude daran, seine Werke in der Stadt zu entdecken.
Die Zeit in Firenze ist viel zu schnell vergangen. Aber die paar Tage Sonne und die Italianità haben unheimlich gut getan! So eine kurze Auszeit sollte man sich viel öfters nehmen. Florenz ist ja nur gerade eine knappe Flugstunde ab Zürich entfernt. Swiss beziehungsweise Helvetic Airways fliegen täglich in die Kunst- und Genussmetropole.
Voller Energie (und ok, auch mit vollem Magen…) starte ich nun morgen in die neue Arbeitswoche.
Ein Kommentar
Sehr geehrte Frau Pfenninger,
an dieser Stelle möchte ich kurz die Möglichkeit nutzen, um mich für den überaus inspirierenden und spannenden Artikel bedanken. Der Artikel konnte mit seinen lebendig-geschriebenen Textpassagen und den tollen Bildern die Lust auf Urlaub in Windeseile hervorzaubern. Ja… am liebsten würde ich die Koffer packen und «Bye Bye Deutschland – Ciao Bella Italia». Wie dem Artikel zu entnehmen, ist es eine großartige Idee im Januar diese wunderschöne Stadt zu besuchen. Leider ist meine Familie an den Zeiten der Schulferien angewiesen. Sodass man unfreiwillig immer zu den Touristenzeiten die Chance hat Städte wie Florenz zu besuchen.
Ich wünsche allen noch ein schönen Tag und eine großartige Restwoche. Ganz viele Grüße!
Euer Martin.