Der Schweizerische Nationalpark mit seinen gelben Lärchen bietet im Herbst ein spektakuläres Farbenspiel. Aber die Wanderung zur Alp Trupchun im Val Varusch lohnt sich nicht nur deswegen. Man kann im Tal einigen Tieren begegnen – und einem Fernsehkoch!
Von Instagram-Landscaper Boris Baldinger lassen wir uns den Tipp geben von der «leichten und familienfreundlichen» Wanderung auf die Alp Trupchun im Schweizerischen Nationalpark.
Der einzige Schweizerische Nationalpark liegt übrigens im Engadin, im Kanton Graubünden.
Tatsächlich steigt der Wanderweg immer nur sachte an, easy peasy. Auch Familien mit kleinen Kindern sind unterwegs. Zudem war unsere Blogger-Kollegin Travel-Sisi mit Kind im Nationalpark. Das schaffen wir also looocker…
… meinen wir jedenfalls.
Denn bis zur Alp im hintersten Talkessel zieht es sich noch ziemlich. Respektive bis dort geht es ja noch, aber dann muss man den ganzen Weg auch wieder zurück…
Ausser man nimmt den Pass Fuorcla Trupchun und wandert nach Italien aus. Irgendwo bei Livigno müsste man wieder auf Zivilisation stossen. Allein auf den Pass sind es nochmal 3 Stunden.
Erschwerend kommt dazu, dass Katja heute etwas mürrisch hinterhertrottet: Sie weiss, dass es auf dieser Wanderung keinen ihrer geliebten Bergseen zu sehen gibt.
Dabei wird sie noch staunen, was wir auf diesem Ausflug in die Bündner Berge noch alles entdecken werden…
Anreise und Parkplatz Prasüras bei S-chanf
Mit der Bahn fährt man zur Haltestelle «S-chanf Marathon», da wo die Langläufer jeweils beim Engadiner Skimarathon einlaufen (dieser Bahnhof ist etwas näher als S-chanf selber).
Von da überquert man den Fluss Inn und folgt den Wegweisern zum Parkplatz «Prasüras». Wir sind diesmal mit dem Auto angereist und parkieren hier.
Im Sommer verpflegt man sich im Prasüras Restaurant und geht allenfalls noch auf die Toilette. Im Herbst ist beides geschlossen!
Wenn dann auch die weiter hinten im Tal liegende Varusch Hütte geschlossen ist, gibt es keine Toiletten mehr. Fast…
Wanderweg zur Varusch Hütte
Ab dem Parkplatz schlängelt sich der Wanderweg auf einem schmalen Pfad durch den dichten Wald. Im Sommer gibt es für kleine Kinder anscheinend ein kleines Bähnli, das vom Parkplatz bis zum Wendeplatz vor der Varusch Hütte fährt.
Im Herbst empfiehlt sich bei der ersten Gabelung die Wahl des linken Talwegs. Denn der Höhenweg rechts liegt wegen der tief stehenden Sonne mehrheitlich im Schatten des alpinen Mischwaldes. Da kann es recht kühl sein!
Hat man den Wald hinter sich gelassen, überquert man den wilden Fluss Chaschauna und auch gleich den Varusch. Auf der anderen Flusseite erreicht man bald die Parkhütte Varusch.
Im Herbst ist sie zwar geschlossen, aber bei gutem Wetter und etwas Glück trifft man nebenan auf den Jäger Gian Rico in seiner Besenbeiz.
Aus seinem kleinen Ofen und dem einfachen Herd zaubert er verschiedene kleine Gerichte. Mit ernster Miene wendet er das panierte Schnitzel, während im Holzofen eine Lasagne brutzelt.
Eine heisse Ovo kriege ich heute zwar nicht, dafür schmeckt sein Cappuccino erstaunlich gut!
Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahne: Gian Rico ist ein TV-Starkoch! Aber davon später mehr.
Auf jeden Fall hat er auch einen grossen Schlüssel für die Toilette in der Parkhütte. Der Tag ist gerettet!
Wanderung zur Alp Trupchun
Nach einer kurzen Kaffee-Pause wandern wir sanft ansteigend entlang der Varusch weiter. Stellenweise erinnert mich die Landschaft an den Indian Summer in den kanadischen Rocky Mountains!
Schliesslich erreichen wir die weitläufige Alp Trupchun.
Hier stehen reihenweise Tierbeobachter mit riesigen Feldstechern und Fernrohren: An beiden Hängen lassen sich regelmässig Rothirsche, Steinböcke, Gämse und Murmeltiere sehen.
Wer Glück hat, kann auch Bartgeier und Steinadler bewundern – inklusive Blick in den Adlerhorst.
Wie dem auch sei, davon sehe ich heute nichts und brauche stattdessen erstmal ein stärkendes Sandwich!
Im Herbst geht hier hinten im Tal die Sonne früh unter und so machen wir uns bald wieder auf den Rückweg.
Wanderbeschrieb im Val Varusch zur Alp Trupchun
Schwierigkeit: T2 Bergwandern (mittel)
Distanz: 13.8 km
Aufstieg: 580 Meter
Abstieg: 580 Meter
Dauer: ca. 4 Stunden hin und zurück ab Parkplatz Prasüras
Wanderstöcke sind nicht nötig, der Wanderweg ist gut ausgebaut.
Verpflegung aus dem Rucksack.
Öffnungszeiten Varusch Hütte
Parkhütte Varusch
Val Varusch
7525 S-chanf
Fax +41 81 854 33 03
Webseite: www.varusch.ch
E-Mail: info@varusch.ch
Im Sommer geöffnet von Mitte Juni bis Mitte Oktober täglich 09.00 – 20.00 Uhr
Im Winter geschlossen
Geeignete attraktive Unterkünfte in der Nähe
Folgende Hotels eignen sich als Ausgangsbasis für diesen Ausflugstipp (Die Links führen zu unseren Reviews):
- Crusch Alba in Zernez (Best 3 Star Hotels) (13km bis zum Parkplatz Prasüras)
- In Lain Hotel Cadonau in Brail (Relais & Châteaux) (6km)
- Chesa Stüva Colani in Madulain (8km)
Jäger und Skilehrer Gian Rico Blumenthal
In Gian Ricos Besenbeiz klopfe ich meine obligaten, müden Sprüche. Aber Gian Rico lässt sich überhaupt nicht aus der Reserve locken. Als Skilehrer der Reichen und Schönen von St. Moritz ist er schliesslich mit allen Wassern gewaschen.
Als ich zum Abschied noch ein Foto vom Jäger schiessen will, posiert er grosszügig vor seiner Jagdhütte. Inklusive kleiner Kupferpfanne.
Dass im Kupfertopf seine Bündner Polenta eben nicht anbrennt, lerne ich erst später, als ich Gian Rico im Fernsehen entdecke: Als Fernsehkoch von «Eusi Landchuchi»!
Was es auf dieser Wanderung nicht alles zu entdecken gibt?
Eine ähnlich schöne Herbstwanderung findet man übrigens auch bei Vals: Dort wandert man auf einem Hochmoor zum Zervreilastausee. Die Aussicht ist gigantisch!
4 Kommentare
Kleine Anmerkung: Der Nationalpark liegt unter anderem auch im Münstertal welches nicht zum Engadin gehört.
Alles klar, danke für den Hinweis. Wir sollten eh noch mehr in anderen Gebieten des Nationalparks herumwandern. Besonders im Herbst ist es top superschön hier ;-)
Wow! Wunderschön. Die Wanderung im Val Varusch kommt gleich auf meine Bucket List!
Danke ;-)
Vermutlich ist die allerbeste Zeit von September bis Mitte Oktober während der Brunft der Hirsche. Wir waren während des letzten Oktoberwochenendes etwas spät dran und hörten nur noch vereinzelte Hirschböcke. Dafür hat es dann nicht so viele Wanderer…