Der grosse Mythen hat es meinem Bruder angetan; immer wieder mal besteigt er diesen Berg und posted dann wunderschöne Fotos auf Facebook. Jetzt will ich da auch mal hoch!
Reisememo Grosser Mythen:
Innerschweizer Wahnsinnswanderung mit phänomenaler Aussicht
–> Grosser Mythen, 1898 m, Wahrzeichen des Kantons Schwyz SZ
–> Höhenmeter: knapp 500 m ab Bergstation Holzegg (1405 m)
–> Länge: 3.5 km teilweise sehr steiler Wanderweg
–> Wanderzeit: 2h30 plus Pause auf dem Gipfel
–> Schwierigkeit: T3 – nur mit festem Schuhwerk und guter Kondition empfohlen
–> Energiebedarf: 1’580 kcal
Auf dem Gipfel thront das gutbesuchte Bergrestaurant von Annagreth Schuler & Werner Ruhstaller. Die Öffnungszeiten sind stark witterungsabhängig, deshalb schaut man am besten auf ihrer Webseite nach. Bei nasser Witterung rate ich aber eh von der Wanderung ab, dann wird sie NOCH halsbrecherischer!
Anreise mit dem Postauto oder Auto
In Brunni wendet das Postauto. Hier stehen auch Parkplätze zur Verfügung.
Ab Brunni empfehlen wir die kleine Seilbahn zur Holzegg.
Schon lange hege ich den Wunsch, das Wahrzeichen des Kantons Schwyz zu erklimmen. Also fahren Walter und ich an einem Sonntagmorgen bei herrlichem Herbstwetter via Einsiedeln nach Brunni-Alpthal.
Der Parkplatz in Brunni ist noch halb leer – gut so! Ich mag nämlich keinen Massenansturm. Meinte ich.
Mit der Luftseilbahn von Brunni auf die Holzegg
Nachdem einige Wanderer frisch und munter ab Brunni Richtung Holzegg laufen, zögern wir für einen kurzen Augenblick. Sollen wir auch schon von hier aus loslaufen? Oder nehmen wir für die erste Etappe die kleine Luftseilbahn?
Ist ja auch ein Erlebnis, mit 14 anderen in einer kleinen Gondel zu stehen; die Bahn hat nämlich eine maximale Kapazität von 15 Personen pro Kabine.
Im Nachhinein bin ich froh, dass wir uns nicht heldenhaft dem Gruppenzwang gebeugt haben und etwas weich die Gondel nehmen… Nach einer 5-minütigen Fahrt starten wir auf der Holzegg den eigentlichen Mythenweg. Majestätisch wie eine Felspyramide thront der auf allen Seiten freistehende Grosse Mythen über dem Talkessel von Schwyz.
Ohne mir Gedanken zu machen, ob ich den Aufstieg überhaupt schaffen würde, laufen wir frohen Mutes los. Bis wir eine Tafel erblicken, worauf sozusagen die „do’s and dont’s“ aufgeführt sind. Darunter ein Hinweis, man solle Kinder anseilen.
Wie bitte?!…
Über 47 Kehren auf den Mythen Gipfel
Der Serpentinenweg mit insgesamt 47 Kehren ist eher steil und anspruchsvoll. An besonders exponierten Stellen ist der Felsweg mit Ketten gesichert. Zum Glück bin ich trittsicher. Und Höhenangst habe ich auch keine. Aber so ganz ohne ist der Weg nicht. Und allmählich merke ich, wie meine Oberschenkel anfangen zu brennen.


Ich rufe mir in Erinnerung, dass mein Bruder meinte, die Besteigung sei „mit der nötigen Vorsicht auch für dich machbar„. Na dann. Wenn dein Bruder an dich glaubt, solltest du es auch!
Schliesslich besteigen jedes Jahr über 40’000 Wanderer den Grossen Mythen. Darunter auch Kinder! Wir haben mehr als eine Familie gesehen. Wie die Kids mit ihren kurzen Beinen diesen Aufstieg schaffen, ist mir allerdings heute noch ein Rätsel.
Wie auch immer – die Aussicht ist jedenfalls bereits auf dem Weg zum Gipfel vielversprechend!
Einmal oben angekommen, sind alle Strapazen und das Muskelbrennen vergessen. Denn der 360-Grad Rundblick über die Glarner und Urner Alpen, den Kleinen Mythen und den Vierwaldstättersee ist einfach grandios!
Die im Wind flatternde Schweizerfahne löst irgendwie ein Gefühl in mir aus, als müsste ich gleich zur Schweizer Hymne ansetzen. Aber ich lass das Singen (obwohl Freundinnen von mir wissen, dass ich in den Bergen gerne ab und zu mal singe). ;-)
Stattdessen nerve ich einen Berggänger – vermutlich ein Ornithologe? – weil ich seine Bergdohle für einen Raben halte.
„Städter oder was?“ zischt er mich an.
Entschuldigung! Immerhin ist die Bergdohle eine Gattung der Rabenvögel. Habe ja nicht den Vogel mit einer Kuh verwechselt, oder? Pfff…
Egal – ich lass mir das Glücksgefühl, diesen Berg endlich bestiegen zu haben, nicht nehmen und geniesse die Aussicht. Und die akrobatischen Flugeinlagen der Dohlen.
Der Abstieg ist zwar nicht mehr so anstrengend, aber er geht definitiv in die Knie!
Obwohl ich am Tag danach mit Muskelkater aufstehe, hat sich die Wanderung absolut gelohnt!
Gutes Schuhwerk ist Voraussetzung für den Aufstieg, denn es gibt keine Bergbahn auf den Gipfel…
Schwindelfrei und trittsicher sollte man auch sein. Wir sehen einige Wanderer auf halbem Weg wieder umkehren.
Der Aufstieg ab Holzegg dauert je nach Kondition etwa 1 Std. 15 Minuten. Ein älteres, aber top fittes Ehepaar (ich schätze sie um die 70), das wir auf dem Gipfel kennenlernen, schafft es allerdings regelmässig in 45 Minuten! Hut ab!
Wanderern mit nur mittelmässiger Kondition empfehlen wir die Gondelbahn ab Brunni nach Holzegg. Sonst hat man beim Einstieg in den Mythen-Bergweg bereits eine Stunde Hochlaufen in den Beinen: Der anfänglich leicht aussehende Wanderweg ab Brunni zweigt schnell mal in den Wald ab und geht dort fast ebenso steil über Stock und Stein wie die Mythenwanderung.
Achtung: Bei schönem Wetter herrscht am Wochenende auf dem Mythen ein regelrechter Volksauflauf. Früh losgehen lohnt sich! Der Parkplatz war am frühen Nachmittag bei unserer Rückkehr jedenfalls proppenvoll!
Und an der Postauto Haltestelle standen so viele Leute! Ob all die Berggänger reinpassten, bezweifle ich. Wir waren jedenfalls froh um die eigene Karosse.
Einkehren im Skihaus Holzegg
Wer früh oben war, ist gegen Mittag zurück in der Bergstation Holzegg und kann dort oder ein paar Schritte weiter im Skihaus Holzegg auf der Sonnenterrasse ausruhen. Und Mittagessen. Und ungläubig hochschauen und wissen, dass man soeben „dort oben“ war!


Und wer den Sonnenaufgang auf dem Grossen Mythen erleben will, kann hier übernachten. In der Hütte auf dem Gipfel gibt es keine Übernachtungsmöglichkeit.
Und den Alphörnern der Tells Angels lauschen ;-)
Hier die Route und Walters Puls. Wer will, kann sich das auch noch interaktiv bei TomTom ansehen.
#MeineGüteWalter!
Wer wissen will, wie das Wetter die letzten 24 Stunden auf dem Mythen war, guckt sich diesen Timelapse hier an:
Brunni: Mythenregion − Einsiedeln (Bergstation) − Holzegg
Frohes und sicheres Wandern allerseits!
Und bitte keine Muskelkater Reklamationen an unsere Adresse! Da musst Du mit Deinem Fitness-Trainer sprechen…