Kann man sich in nur vier Tagen so richtig erholen? Reisejournalistin Simone Ott probiert es in Lana im Südtirol. Fazit: Der Ort im südlich von Meran ist wirklich perfekt für die entspannte Entschleunigung.
Um so richtig herunterfahren zu können, brauche man mindestens eine dreiwöchige Auszeit. Klingt ja eigentlich ganz gut, nur: Wer hat als Normalsterblicher schon drei oder mehr Wochen am Stück Ferien? Eben. Ein paar wenige Tage müssten doch auch reichen, um das Hamsterrad etwas zu entschleunigen. Ob das klappt, testen wir in Lana im südlich von Meran.
Lana in der Meraner Umgebung
Lana ist so etwas wie das Mauerblümchen im Schatten der Kurstadt Meran. Das Dorf im Etschtal und am Ausgang des Ultentals ist derart langgezogen, dass man es in Ober- Mittel- und Unterlana aufteilt.
Bescheiden wirkt das Dorf – oder die Marktgemeinde, wie der Ort offiziell heisst – auf den ersten Blick. Auch wenn hier das grösste und älteste Apfelanbaugebiet Südtirols liegt. Doch wegen der Äpfel sind wir ja nicht gekommen. Am Fusse des imposanten Vigiljochs (Link zu meinem Review) sind wir auf der Suche nach Ruhe, Entspannung und ein paar Wohlfühlmomenten..
Tag 1 – Ankunft in Lana
Es gibt Orte, da steht die Zeit still.
Bei der Einfahrt wirkt Lana noch etwas grau. Ein Gewerbehaus reiht sich ans andere. Die grosse Kurve rund um die markante Heiligkreuzkirche bringt dann die Wende. Gleich danach taucht unser Zuhause für die nächsten paar Tage auf. Inmitten von Weinbergen und Obstgärten liegt das Yoga- und Wellnesshotel Schwarzschmied.
Beim Eintreten in die stylische Lobby empfängt uns eine wohlige Gemütlichkeit. So als wären wir nicht zum ersten Mal hier, sondern liebe Freunde, die seit Jahren gern gesehene Gäste sind.
Erster Gedanke: Armbanduhr und Smartphone werden wir hier sicher nicht brauchen. Hier lassen wir uns einfach treiben. Der Relax-Kurztrip fängt also schon sehr gut an.
Im Moment leben – es gibt nichts Entspannenderes.
Als Erstes tun wir einfach nichts, hängen etwas herum und gucken durch die grossen Fenster, dort, wo das Innen und Aussen zusammenfliesst. Innen erzeugen gezimmertes Lärchen- und Fichtenholz, Marmor aus dem Vinschgau und Porphyr-Platten aus dem Sarntal ein wohliges Gefühl.
Aussen lockt die grosszügige Gartenanlage nach draussen. Dort räkeln sich ein paar Gäste in ihren Liegestühlen an der Spätnachmittags-Sonne, andere planschen im Outdoorpool. Ganz offensichtlich geniessen alle hier das süsse In-den-Tag-hinein-Leben fernab von Terminstress und Verpflichtungen in vollen Zügen.
An diesem Ort wird klar: Es braucht gar nicht viel mehr, als einfach im Moment zu sein.
Leben inmitten von Weinreben und Gemüsegarten
Sehr idyllisch sind die umliegenden hauseigenen Weinreben und der tausend Quadratmeter grosse Schwarzbauergarten aus dem 17. Jahrhundert. Hier erntet das kulinarisch fantastische Slow-Food-Hotelrestaurant biologisches Gemüse, Kräuter und Obst. Umrahmt von der schönen Berglandschaft fühlt sich dieses Fleckchen Erde an wie eine heile Welt im Einklang mit der Natur.
Loslassen? Hier fühlt es sich ganz einfach und selbstverständlich an.
Tag 2 – Entspannen
Ein Spa-Programm? Ja, aber bitte gemütlich!
Um Termine kommt man auch bei einem Entspannungstrip nicht herum. Yoga um 8 Uhr, Massage um 10 Uhr. Beides ganz wunderbar wohltuend und auf Top-Niveau. Doch reicht uns das an fixen Terminen dann auch. Lieber driften wir noch etwas im Pool, lesen in den gepolsterten Liegestühlen endlich in den Büchern, die zu Hause bereits Staub angesetzt haben.
Später schlendern wir hinüber ins angrenzende Schwestergasthaus, die Villa Arnica, einem wunderbaren Gebäude aus den 1920ern. Hier fühlt man sich fast wie der grosse Gatsby. Und das Poolhaus erinnert an den kalifornischen Wüstenort Palm Springs, dort wo einst Frank Sinatra und andere Stars sich an langen Wochenenden vergnügten.
Spazieren entlang der historischen Waale
Das Schwarzschmied und die Villa Arnica sind durch einen Waal, dem für das Südtirol historischen Bewässerungsbach, getrennt. Einst wurden ganze Waalsysteme angelegt, die sich durch die Landschaft ziehen und so romantisch wirken, dass man völlig vergisst, dass es ein künstlich angelegtes Bewässerungssystem der Landwirtschaft ist.
Wir laufen also dem Waalspazierweg entlang in die mittelalterliche, handtuchbreite Peter-Rigler-Gasse und dann weiter hoch in den alten Dorfkern von Lana.
Tag 3 – Ausbruch aus dem Kokon
Die sieben magischen Gärten des Kränzelhofes.
Am dritten Tag sind wir dann endlich bereit, unser umhüllendes Kokon zu verlassen. Das Ziel: Der Garten des 800-jährigen Weingutes Kränzelhof in Tscherms, gleich neben Lana.
‹Garten› ist eigentlich eine völlig unpassende Bezeichnung: Die zwanzigtausend Quadratmeter grosse Anlage setzt sich aus sieben harmonisch zusammengefügten Gärten zusammen. Und jeder hat seine eigene Magie.
Der Weg zu sich selbst führt über ein Labyrinth.
Herzstück ist das grosse Labyrinth aus Weinreben. Rundherum erstrecken sich Terrassen, ein Amphitheater und eine Wasserlandschaft.
Der Gutsbesitzer Franz Graf von Pfeil hat damit einen unvergleichlichen Ort der Kontemplation und Einkehr geschaffen. Von Pfeil, selber ein Meditierender, führt hier in Sommernächten auch Vollmond-Meditationen durch.
Auf dem Kränzelhof sind Begriffe wie Achtsamkeit, Nachhaltigkeit und Respekt von der Natur keine leere Worthülsen, sie werden tatsächlich gelebt. Wir fühlen uns schnell eingemittet und ganz bei uns. Und damit ein gutes Stück näher an der völligen Entspannung.
Besonders gut gefällt uns am Kränzelhof, dass hier nicht nur die Seele gestreichelt, sondern auch den irdischen Genüssen grosser Stellenwert beigemessen wird: Im hauseigenen Restaurant Miil (Miil = Mühle) bekommen wir ein absolut fantastisches, selbstverständlich biologisches Gourmet-Menu serviert, begleitet von den tollen, rein ökologisch angebauten Kränzelhof-Weinen.
Tag 4 – Entspannung am Wasser
Langer Spaziergang entlang des Brandiswaalweges.
Die Wasserfälle im Südtiroler Burggrafenamt sind schöne Naturschauspiele. Wild-romantische Kaskaden, die ein frisches und heilsames Mikroklima erzeugen; darunter der von weitem sichtbare Wasserfall am Kröllturm bei Gargazon, oder der Fragsburger Wasserfall über der Kurstadt Meran mit 135 Metern reiner Fallhöhe.
Wir aber bleiben in Lana, schliesslich wollen wir keinen Stress und entscheiden, einen flotten Spaziergang zum Brandis-Wasserfall am Ende des Brandis-Waalweges unter die Füsse zu nehmen.
Erfischender Spazierweg oberhalb von Lana
Der schöne, fast ebene Panorama-Spazierweg durch Kastanienhaine und Weinberge führt von Oberlana bis zum Brandisbach.
An der Gaulschlucht, nahe dem historischen Dorfkern mit ihren Brücken und Hängebrücken herrscht dank der Wasserläufe des Falschauerbachs und seiner Kaskaden ein frisches Waldklima.
Erfrischende Wasserfälle finden sich auch in Lana selbst, etwa der Brandis-Wasserfall am Ende des Brandis-Waalweges.
Abreisetag
Für den Vormittag des Abreisetages haben wir zum Abschluss des Relax-Kurztrips eine Rebalancing -Spa-Behandlung gebucht. Hier werden Massage- und Körperarbeit zusammengeführt: Bindegewebsmassage, Gelenklockerung und achtsame Berührung.
Das Spa-Menu verspricht nichts weniger als regenerative Heilkraft. Und Heilkraft ist ein grosses Wort! Wir sind da etwas skeptisch. Nach mehr als einer Stunde massierender, lockernder Hände, die unsere Körper bearbeiten, müssen wir aber zugeben: So toll haben wir uns schon lange nicht mehr gefühlt. Nun sind wir definitiv bereit, in den Alltag zurückzukehren.
Fazit: Vier Tage sind tatsächlich nicht viel Zeit, um sich total zu entspannen. In Lana ist es uns aber gelungen, uns zu zentrieren und innere Ruhe zu finden. Stimmt Umgebung und Angebot, kann auch ein Kurztrip dazu beitragen, sich richtig gut zu erholen.
Tipp: Wer gerne wandert, sollte unbedingt eine Wanderung ins benachbarte Ultental (Link zur Meraner Webseite) planen.