Die bis zu 200 Meter hohen Felswände der Taminaschlucht sind ja für sich bereits imposant. Dazu ist die dunkle Schlucht aber auch noch beengend schmal und mit der fuchsteufelswild tosenden Tamina ist das Spektakel perfekt. Fast… denn nachts wird das gfürchige Schauspiel auch noch animiert beleuchtet. Was für ein Wunderwerk an atemberaubenden Impressionen!
Die Sommernacht ist halbschwarz in der Taminaschlucht. Durch vereinzelte Felsspalten dringt noch etwas Restlicht bis hinunter zur Tamina. Diese fräst unter ohrenbetäubendem Rauschen ihren Weg durch das weiche Gestein.
Windig zieht es in der Schlucht. Man versteht sein eigenes Wort kaum. Von den überhängenden Felsen tropft es mir auf Kopf und Kamera. Ich ziehe den Kragen hoch und kneife die Augen zusammen: Ist das eine Illusion oder sind das jetzt die Vorboten des sagenumwobenen Drachens, der hier hausen soll?
Geschichte überspringen und direkt zu den Fotos der Light Ragaz.
Von der Thermalquelle zum Wellbeing & Medical Health Resort
Bis ins 13. Jahrhundert fürchten sich die Mönche des nahen Benediktinerklosters Pfäfers vor dem Ungetüm. Denn aus dem Eingangsbereich der Höhle dampft es schon damals bedrohlich.
Im Jahr 1242 finden mutige Vogeljäger dann aber nicht den Drachen, sondern die Thermalquelle. Deren überraschend warmes Wasser ergiesst sich in grossen Nebelschwaden auf das kalte Gestein der Taminaschlucht und lässt Dampf ab ohne Ende.
Die Thermalquelle ist eine sogenannte «Akratotherme», eine reine, warme Quelle mit schwacher Mineralisation.
Das Wasser stammt aus dem Einzugsgebiet des Tödi, versickert entlang der kristallinen Gesteinsschichten und tritt rund zehn Jahre später in der Taminaschlucht wieder zutage. Bei einer konstanten Temperatur von 36.5 Grad!
Zum Baden offensichtlich optimal…
Kein Wunder, werden ab 1382 erste Badeeinrichtungen konstruiert. Allerdings ist die warme Quelle damals nur sehr schwer zugänglich, so dass Badegäste zu jener Zeit in halsbrecherischer Manier in die Schlucht abgeseilt werden!
Du meine Güte – das war damals der Inbegriff von Wellness?!
1535 bestätigt der berühmte Mediziner und Naturforscher Paracelsus die Heilwirkung des Thermalwassers und lobt dessen «Tugend, Kraft und Würkung». Das merke ich mir!
Etwas über 300 Jahre später steigen die Komfortansprüche und die Badegäste sind nicht mehr gewillt, in der Schlucht Hals und Beinbruch zu riskieren für das kostbare Nass.
Am 31. Mai 1840 wird schliesslich die vier Kilometer lange Wasserleitung aus der Taminaschlucht bis zum Grand Resort Bad Ragaz eingeweiht.
Seither plansche ich easy und vergnügt im heilsamen Thermalwasser und lasse mich mit spürbarer «Würkung» verjüngen ;-)
«Light Ragaz» lässt die Taminaschlucht als Lichtspektakel erstrahlen
Da ich die ca. 1-stündige Wanderung von Bad Ragaz zur Thermalquelle nicht wie die Vorahnen zu Fuss auf mich nehmen will, besteige einfach eines der Postautos. Für die ist die steil abfallende Bergstrasse zwar brutal eng, die Postautofahrer verfügen aber über ein legendäres Fahrgefühl.
Irgendwie schaffen sie es durch die engen Kurven der 4 Kilometer langen Felsflanke bis zum Alten Bad Pfäfers. Wer nicht schwindelfrei ist, sollte beim Hochfahren auf der rechten Seite sitzen und bei 2-3 neuralgischen Stellen die Augen schliessen! Ein Stossgebet kann allenfalls auch helfen…
Nach ewig scheinenden 20 Minuten erreicht man den Wendeplatz vor dem Alten Bad Pfäfers. Vor oder nach dem Besuch der Schlucht sind Gäste auch heute noch im ältesten barocken Bäderbau der Schweiz willkommen – eine Quelle der Gastlichkeit in wildromantischer Lage.
Wenige Meter bergwärts befindet sich der Eingang zum Rundgang in der mystischen Taminaschlucht. Durch einen 1987 gebauten Fussgängerstollen gelangt man ins Felsinnere.
So erfährt man an mehreren Informationsständen einiges über die Entdeckung der Thermalquelle. Ausserdem präsentieren sich am Felsen zauberhafte Feuer-, Wasser-, Luft- und Erdgeister.
Nach dem kleinen Thermalwasserbrunnen (36.5°C) tritt man hinaus in die Quellwasser-Grotte und in das Erlebnis Taminaschlucht. Die enge Felsspalte ist an dieser Stelle rund 750 m lang und 70 m tief. Der Weg zurück zum Alten Bad Pfäfers führt an einem Felsweg entlang.
Im Sommer werden nachts die schroffen Felswände animiert beleuchtet: Während der «Light Ragaz» wird ein multimediales Lichtspektakel auf die grösste Naturleinwand der Welt projiziert. Mit neuester Technik und viel Licht erzählt die Zürcher Agentur Projektil die Geschichte der mystischen Welt des Quellwassers und der Kraft der Elemente.
Die Lichtkünstler bringen mit neuester Technik zum zweiten Mal intensive 3D-Effekte millimetergenau auf die Strukturen und Formen der rauen, bis zu 80 Meter hohen Felswände der Taminaschlucht. In der Auflage 2018 erzählt «Light Ragaz» unter dem Motto «Aquarell» eine fantastische Geschichte auf dem rund einen Kilometer langen, bildgewaltigen Erlebnisweg!
Weitere Informationen zur Light Ragaz
Wer die farbige und bewegte Inszenierung der Taminaschlucht bewundern will, hat bis Anfang Oktober noch Zeit! Alle Informationen zu Öffnungszeiten, Anreise und Ticketpreise findest du auf der Light Ragaz Webseite.
Update: 2023 fand die Light Ragaz vorerst zum letzten Mal statt.
Die Taminaschlucht ist täglich von 10.00 bis 17.15 Uhr geöffnet. Es fahren täglich bis zu vier Postauto (Extrafahrten) von Bad Ragaz Zentrum zum Alten Bad Pfäfers. Die Abfahrtszeiten finden sich ebenfalls auf der Light Ragaz Webseite.
Einzeleintritt zur Quelle (Münzautomat): CHF 5.- pro Person.
(Ab Start beim Drehkreuz gilt auf dem Quellsteg ein Hundeverbot)
«Light Ragaz Specials» im Grand Resort Bad Ragaz
Wer den Besuch der Taminaschlucht noch krönen will, dem empfehlen wir das «Light Ragaz Special» im Grand Resort Bad Ragaz.
Wie es uns im Grand Resort gefallen hat, liest Du in diesem Reisememo nach.
Und willst Du auch noch wissen, wie man dort isst? Atemberaubend!
Katja verschlägt es im Hotelrestaurant IGNIV by Andreas Caminada jedenfalls den Atem, sie isst hin und weg, nicht nur von den Jungs…
2024 ist auch wieder ein Jahr der Triennale der Skulpturen in Bad Ragaz. Hier unsere Impressionen von 2’500 Tonnen Kunst!
2 Kommentare
Wieder einmal habt ihr es gut getroffen und uns einen atemberaubenden Bericht erstatten.
Dankeschön!
Bei einer so spektakulären Ausgangslage ist die Berichterstattung nicht mehr so schwierig ;-)