Diese abwechslungsreiche Rundwanderung führt am Ufer der drei Seen Ritom, Lago di Tom und Lago di Cadagno vorbei. Gute Verpflegung gibt es in der leicht zugänglichen SAC-Hütte Cadagno.
Rundwanderung im Val Piora: Ritomsee – Lago di Tom – Lago di Cadagno
- Distanz: 15 km
- Wanderzeit: ca. 4 h (plus Mittagessen und Pausen)
- Auf-/Abstieg: 461 m / 474 m
- Schwierigkeit/Kondition: mittel T2
- Highlight: 3 Seen und Capanna di Cadagno
Anreise:
Mit dem Auto oder den öV fährt man bis nach Piotta. Und dann mit der Standseilbahn hoch nach Piora.
Verpflegungsmöglichkeiten:
Rifugio Lago Ritom (Ritomsee), Capanna Cadagno, Ristorante Canvetto (beide beim Lago di Cadagno), La Tana del Lupe (Snacks bei der Standseilbahn-Bergstation)
Aussichtsreiche Hochebene Val Piora
Das Val Piora ist ein Seitental der Leventina. Das Tessiner Hochtal ist bekannt für seine aussergewöhnlich grosse Artenvielfalt und mehr als 20 Bergseen. Einer davon ist der bekannte Ritom-Stausee.
Unser Blogberater Alex liegt uns gefühlt seit einer Ewigkeit in den Ohren, dass er mal eine Wanderung zum Lago Ritom machen will.
Also gut. Walter und ich geben nach.
Gemeinsam mit Alex und Gabi fahren wir am frühen Samstagmorgen in Richtung Gotthard: Wenn wir schon ins Tessin fahren, dann nehmen wir uns nicht nur Alex› Ritomsee vor, sondern planen gleich eine Rundwanderung über mehrere Seen in der Piora-Hochebene.
Das Piora-Tal erreicht man ab Piotta mit der Ritom-Bahn – einer der steilsten Standseilbahnen Europas! 87,8% beträgt die Neigung! Mamma mia…
Ganz ehrführchtig schaue ich in die Höhe. Die Bahn hievt uns innert 10 Minuten von Piotta nach Piora auf 1’800 Metern!
Diese Anreise ist per se schon ein erstes Highlight.
Weitläufiger Ritomsee
Bei der Bergstation angekommen, wandern wir auf der asphaltierten Bergtrasse in Richtung Ritom-Staumauer. 25 Minuten dauert der Marsch bis zum Speichersee, der Teil des Ritom-Kraftwerks der SBB ist.
Alex ist schon ganz kribbelig. Er kann es kaum erwarten, den langersehnten Ritomsee zu sehen. Ob uns wohl der See auch so verzaubern würde wie ihn? Die Staumauer wirkt von unten schon mal sehr imposant!
Doch kaum erreichen wir den Damm herrscht Ruhe. Keiner von uns sagt etwas. Wir gucken uns nur etwas verdutzt an. Ganz schüchtern erlaube ich mir zu sagen: «Das ist also der Ritomsee?!?»
Etwas karg sieht er aus. Es stehen einige Baumaschinen herum und der sonst wohl beeindruckende Stausee gleicht eher einem Tümpel, dem das Wasser auszugehen droht.
Allmählich verstehen wir, was hier abgeht: Es sind nämlich Bauarbeiten für die Gesamterneuerung des Ritom-Kraftwerks im Gange. Ja bravo!
Das Projekt beinhaltet unter anderem den Bau eines zusätzlichen Druckstollens, einer neuen Kraftwerkszentrale und eines Ausgleichbeckens.
Die Erneuerung des im Jahre 1920 erbauten Kraftwerks startete 2019 und dauert noch bis Frühling 2022. Merci vielmal!
Wir versuchen alle, die Enttäuschung nicht Überhand nehmen zu lassen und marschieren dem Seeufer entlang los bis linkerhand der Wegweiser zum Lago di Tom erscheint.
Nach einem rund 30-minütigen Aufstieg blicken wir auf die Mulde mit dem idyllischen Tomsee hinunter. Allmählich hebt sich unsere Stimmung wieder.
Badesee Lago di Tom
Der kleine Tomsee liegt auf einer Höhe von 2020 m ü. M. in einer Senke, die von einem Gletscher geformt wurde.
Bekannt ist der Lago di Tom vor allem für seinen weissen Sandstrand, der aus dem sogenannten «Zuckerdolomit» besteht. Anscheined bereitete dieses als «Pioramulde» bekannte Gestein den Ingenieuren der Gotthard Alpentransit-Strecke grosse Sorgen. Denn dieser Dolomit ist sehr weich und bröselig und damit für den Tunnelbau problematisch.
Mit seiner türkisgrünen Farbe und dem weissen Sandstrand erinnert uns der See ein bisschen an die wilde Küste Portugals.
Nach einem kurzen Fotostop wandern wir weiter. Es geht wieder einige Meter bergauf zum nächsten Bergkamm, von wo wir den dritten See unserer Wanderung entdecken: den Cadagnosee.
Lago di Cadagno
Der Abstieg zum Lago di Cadano ist kurz und führt an der Alpe Piora vorbei. Hier befindet sich eine Käserei, eine Rohschinkentrocknerei und das Alpine Biologie-Zentrum.
Anscheinend ist der Cadagnosee unter Forschern weltberühmt: Der Cadagnosee besteht nämlich aus drei verschiedenen Wasserschichten, die sich nicht mischen. Wer mehr darüber erfahren möchte, liest den Sachverhalt hier auf der Seite von Schweiz Tourismus nach.
Allmählich macht sich bei den Jungs wieder mal der Hunger bemerkbar. Da sie alle Proteinstengel schon verdrückt haben, muss jetzt etwas Währschaftes her.
Von einer Freundin weiss ich, dass man in der Capanna Cadagno sehr gut isst. Auf dem Menuplan stehen selbstgemachte Gnocchi mit verschiedenen Saucen: al Ragù, con burro e salvia, al aglio selvatico (Bärlauch). Oder natürlich Polenta.
Das Essen schmeckt hervorragend und die Gastgeber, Idalgo & Eliana Ferretti, sind äusserst freundlich. So ist es auch Eliana, von der wir uns zum Kaffee zu einem selbstgemachten Stück Kuchen verführen lassen (Zur Auswahl stehen Kastanien, Himbeer, Rhabarber, Aprikosen).
Gestärkt machten wir uns wieder auf den Rückweg in Richtung Ritomsee. Der Weg führt zuerst noch etwas weiter bergwärts der Schlucht Murinascia Grande entlang.
Anschliessend geht es über Wiesen und dann durch einen Wald mit Lärchen und Zirbelkiefern. Der Weg ist absolut idyllisch und schön angelegt. Immer wieder sieht man auf den Ritomsee hinunter.
Fazit zur Wanderung:
Wir sind uns alle einig: Auch wenn wir im ersten Moment vom Ritomsee etwas enttäuscht waren – die Drei-Seen-Wanderung ist sehr empfehlenswert!
Nebst den Bergseen finden wir die Blumenvielfalt sehr faszinierend: Wir bestaunen Alpenrosen, Enziane, Ranunkel und viele weitere Alpenblumen. Einige Blüten waren noch zu. Ich stelle mir das Piora Tal Anfang Juli als herrliches Blütenmeer vor!
Kraftwerkszentrale Ritom
Neben der Talstation der Standseilbahn steht das historische Gebäude von 1921 der Kraftwerkszentrale Ritom.
4 Pelton-Wasserturbinen generieren hier aus 7 Kubikmetern Wasser pro Sekunde jährlich ca. 155Mio kW Strom. Das entspricht etwa 8% der Energie, die jährlich für das Ziehen der Schweizer Eisenbahnzüge benötigt wird, an dieser Stelle hauptsächlich für das Ziehen der Züge der Gotthard-Bahnstrecke.
Neben dem Trassee der Standseilbahn verläuft die Druckleitung dieser Kraftwerkzentrale mit einer Länge von 1.367m und einem Höhenunterschied von 843m.
Winterausflug in der Leventina
Falls du im Winter in der Leventina bist, so empfehlen wir dir das nahegelegene Carì – eine herrliche Sonnenterrasse oberhalb von Faido. Was es da zu tun gibt? Schneeschuhwandern vom Feinsten! Hier geht’s zu unserem Bericht.
Als Übernachtungsmöglichkeit empfehlen wir das Bed&Bike Osteria Tremola San Gottardo in Airolo. Unbedingt das Nachtessen mitbuchen, es lohnt sich!
6 Kommentare
Vielen herzlichen Dank für euren Artikel. Ohne euch hätten wir diese tolle Wanderung nicht gefunden, da sie sträflicherweise in keinem unserer drei Reiseführer fürs Tessin steht. Wir sind absolut begeistert von der Vielfalt dieser Route! Dem Vierbeiner hat‘s auch gefallen.
PS: Der Kuchen war wirklich gut :-D
Hallo Björn
Freut uns sehr, dass du aufgrund unseres Artikels diese schöne Wanderung gefunden hast! :-)
Weiterhin viel Spass beim Wandern!
Liebe Grüsse
Katja
Ich war vor 37 Jahren das erste Mal dort, auf einer Gymer-Reise…..schon damals war ich fasziniert und bin es heute noch……es ist eine der schönsten Regionen der Schweiz….. Tipp Gegenüber: Von Rodi-Fiesso mit der Teleferica zum Lago Tremergio, und weiter zur Capanna Leit.
Danke für den Tipp! Vom Lago Tremergio hatten wir auch schon gehört, aber der Ritomsee war schon länger auf der Bucketlist…
Bei den letzten Berichte hatte ich mich nicht gemeldet aus Furcht mich zu wiederholen, aber ehrlich, ich finde eure Auswahl einfach Super, immer wieder wunderbare Landschaften, so verschiedene Aussichten in so ein kleines Land, einfach paradiesisch.
Vielen Dank.
Ja, da sind wir tatsächlich gesegnet mit so vielen Attraktionen vor der Haustüre. Man muss sich nur aufraffen, ein paar Schritte zu tun ;-)