Auf dem Weg vom Oberalppass zum Tomasee – dem Ursprung des Rheins – ändern wir unsere Route und wandern stattdessen zur Maighelshütte. Belohnt werden wir dennoch mit einem kleinen Bergsee.
Reisememo
Wanderung vom Oberalppass zur Maighelshütte und Tomasee
— Distanz: 5 km
— Wanderzeit: 2 Stunden
— Aufstieg: 330 hm / Abstieg: 60 hm
— Höchster Punkt liegt auf 2’310 m.ü.M.
— Schwierigkeit/Kondition: leicht T1
Anreise
Mit der Matterhorn Gotthard Bahn (!) oder Auto bis zum Oberalppass (kostenpflichtige Parkplätze stehen auf der Passhöhe zur Verfügung).
Eigentlich wollen Walter und ich vom Oberalppass zum idyllischen Tomasee (Lai da Tuma) wandern, zur Quelle des Vorderrheins.
Allerdings bedecken Ende Mai steile Schneefelder den Wanderweg, sodass wir kurzerhand die Route ändern.
Wanderung vom Oberalppass zur Maighelshütte
Wir starten unsere Wanderung beim Oberalppass – dem Pass, der Andermatt im Kanton Uri mit Disentis im Kanton Graubünden verbindet.
Die Strasse ist nur während des Sommers befahrbar. Im Winter kann man allerdings mit dem Glacier Express (hier unsere Tipps rund um ein unvergessliches Zugserlebnis) über den Pass fahren.
Passhöhe Oberalppass
Auf der Passhöhe auf 2’025 m.ü.M. befindet sich der Oberalpsee, ein Naturstausee.
Da ich Bergseen über alles liebe, könnte ich schon hier alle Zeit der Welt verbringen und das Naturspektakel bewundern. Aber Walter holt mich aus meinen Träumereien und erinnert mich – wir sind nicht zum Spass hier, wir wollen zum Tomasee!
Infocenter Rheinquelle
Auf der Passhöhe auf 2’044 m.ü.M. thront der höchstgelegene Leuchtturm der Welt. Er signalisiert den Ursprung des Rheins in Anlehnung an das Vorbild am Ende des Rheins in Rotterdam.
Das Original des nachgebauten Leuchtturms steht am Hoek van Holland – da wo man grosse Anker an Ketten braucht, um Schiffe auf dem längsten Fluss Europas zu zähmen. 70 Jahre lang war das jedenfalls so, jetzt steht der Leuchtturm im Museum Maritiem in Rotterdam.
Das Infocenter bietet u.a. Informationen über den Vier-Quellen-Weg, der die Ursprünge von Reuss, Rhein, Rhône und Ticino verbindet (5-Tage-Wanderung).
Der Weg zum Tomasee ist Teil der ersten Etappe des Vier-Quellen-Wegs. Vom Leuchtturm führt die Route neben der Passstrasse zunächst leicht abwärts – bis zum Wegweiser, der rechts in Richtung Lai da Tuma (Tomasee auf Romanisch) zeigt.
Von da geht’s leicht ansteigend durch das Val Maighels, entlang der Ostflanke des Pazolastocks. Netterweise säumen verschiedene Blumen wie Wiesenschaumkraut, Margriten sowie Alpenrosen den Weg.
Nach knapp 1.5 Stunden Fussmarsch erspähen wir die Wandermarkierung: Der Pfeil auf dem Stein zeigt rechts in Richtung Lai da Tuma.
Huch? Es geht noch weiter hinauf?
Unser Blick schweift dem Weg entlang in die Höhe. Der Weg wirkt steil und schmal. Wir sehen, wie Wanderer weiter oben ganz vorsichtig die Schneefelder am steilen Hang überqueren. Ich sehe mich in Gedanken schon den Abhang runterrutschen…
Immer noch etwas müde von unserer Rundwanderung um den Göscheneralpsee vom Vortag entscheiden wir, nichts zu riskieren. Wir gehen statt zum Tomasee weiter in Richtung Maighelshütte.
Etwas enttäuscht bin ich schon. Ich hätte so gerne den See besucht, der als Wiege des Rheins angesehen wird.
Aber an Wasser fehlt es auf dem Wanderweg nicht. Immer wieder überqueren wir kleine Bäche sowie den jungen Vorderrhein.
Und kurze Zeit später werden wir mit einem anderen kleinen Bergsee belohnt: Der Lai Urlaun (Urlaunsee) ist zwar kleiner und weniger bedeutungsvoll als der Tomasee. Aber mich fasziniert er dennoch. Und die von Gletschern geformte Gebirgslandschaft rundherum ist ohnehin herrlich.
Maighelshütte des SAC
Vom Urlaunsee erreichen wir nach einem kurzen Aufstieg die Maighelshütte. Die SAC-Hütte liegt auf 2’310 m.ü.M. an der Flanke des Piz Cavradi. Von hier geniesst man eine tolle Aussicht auf den Maighelsgletscher und den Piz Ravetsch.
Für diejenigen, die noch nie in einer Hütte des SAC waren (Schweizer Alpen-Club): So sieht es in der Maighelshütte aus.
Wir stärken uns mit einer deftigen, mit Käse überbackenen Röschti bevor wir wieder zurück zum Oberalppass wandern.
Tomasee – oder «Lai da Tuma» auf Rätoromanisch
Den Tomasee behalten wir uns für eine nächste Wanderung vor – dann gehen wir aber eher im Juli/August, wenn kein Schnee mehr liegt, und suchen das Pazolamännchen, den Hüter des Tomasees. Oder die Quellnixe Mariuschla, die hier baden soll…
Der rätoromanische Name «Tuma» bedeutet übrigens Hügel. Der Tumasee ist also der «See beim Hügel», denn der See liegt in einer Senke auf einem Hügel wie man unten links auf folgendem Foto sieht:
Wer jetzt noch frische Beine hat, steigt von der Maighelshütte hinunter zum Curnera-Stausee und kehrt von dort als Rundwanderung zum Oberalppass zurück.
Weitere Impressionen von der Wanderung