Die Fahrt mit dem Bernina Express Panoramazug ist spektakulär. Kein Wunder gehört die verschlungene Bahnstrecke von Chur über St. Moritz ins Valposchiavo zum UNESCO Welterbe. Reihenweise finden sich hier Markenzeichen der Rhätischen Bahn. Hier meine Highlights:


Viadukt über Acqua di Pila. Einer von vielen…
Seit Katja und ich den Glacier Express von St. Moritz nach Zermatt entdeckten (hier unser Review), wusste ich, dass ich auch mal den Bernina Express erleben möchte.
Route und Highlights des legendären Bernina Express
Die Bahnstrecke der Rhätischen Bahn (RhB) ist eine von nur drei Linien weltweit, die zum UNESCO Welterbe gehören (neben der Semmeringbahn in Österreich und der Darjeelingbahn in Indien).
Der Bernina Express fährt auf der Albula-Linie von Chur her kommend bei Landquart über den 65 Meter hohen Landwasserviadukt ins Engadin. Von St. Moritz geht es auf der Bernina-Linie ins Valposchiavo und weiter bis nach Tirano in Italien.
Dies sind meine 8 Highlights:
1. Domleschg
Das für seine vielen Burgen bekannte Domleschg bietet viele Kulturschätze. Beispielsweise wacht das Schloss Ortenstein über das Tal.


Schloss Ortenstein und Kirche Tumegl/Tomils im verschneiten Graubünden
Landwasserviadukt: Die 142 Meter lange Steinbogenbrücke mit 65 Meter hohen Pfeilerbogen ist eine wahre Meisterleistung historischer Baukunst. Das Bauwerk wurde 1902 fertiggestellt und wird jährlich von 22’000 Zügen passiert oder etwa 60 am Tag!


Katja auf dem Landwasserviadukt
2. Streckenabschnitt zwischen Bergün und Preda
Auf diesem kurzen Bahnabschnitt überwindet die Berninabahn 416 Höhenmeter! Möglich machen das sechs hohe Viadukte, drei Spiral- und zwei Kehrtunnels.


Rhätische Bahn Viadukt der Albula-Linie zwischen Bergün und Preda
3. Bernina-Linie
Weiter geht es ab St. Moritz via Samedan und Pontresina auf der Bernina-Linie: In der engen Montebello-Kurve wechselt der Bernina Express die Richtung und gibt den Blick frei auf den majestätischen Morteratsch-Gletscher.


Bernina Express in der Montebello Kurve mit Blick auf den Morteratschgletscher
Danach passiert man die Talstation der Bergbahn auf die Diavolezza, dem 2’978 m ü. M. gelegenen Gipfel oberhalb von Pontresina.
Anfahrt zum Bernina Hospiz:


Bernina Express kurz vor dem Lago Bianco und Bernina Hospiz


Bahnübergang am Lago Bianco
Auf der Passhöhe des Bernina Hospiz liegen die zugeschneiten Bergseen Lej Nair und Lago Bianco.


Kurvenfahrt entlang des Lago Bianco


Fahrt im Panoramawagen entlang des zugefrorenen Lago Bianco
4. Bernina Hospiz – höchstgelegene Station auf 2’253 m.ü.M.
Bernina Pass (Ospizio Bernina): Auf 2’253 Meter über Meer liegt die höchstgelegene Station der Rhätischen Bahn. Das Stationsgebäude und Berggasthaus entstanden um 1925.
Die Bahnkompositionen der RhB überwinden hier eine wahnwitzige Steigung! Neigungen von bis zu 70 Promille meistert der Bernina Express ohne Zahnrad. Wenn mich mein Arkustangens nicht im Stich lässt, entspricht das einem Winkel von über 4 Grad. Für eine Eisenbahn ganz schön steil!
Anders der Glacier Express: Er schafft dank Zahnrädern an der steilsten Stelle beim Ackersand-Stalden eine Neigung von 125 Promille oder etwas über 7 Grad.


Infotrainment des Bernina Express
5. Haltestelle Alp Grüm mit Sicht auf das Berninamassiv
Die Alp Grüm befindet sich 2‘091 m.ü.M. und ist nur mit der Bahn oder zu Fuss oder mit dem Bike erreichbar. Die Sonnenterrasse der Station aus dem Jahre 1923 bietet ein tolles Panorama: Der Blick schweift vom Berninamassiv mit dem Piz Palü und dem ewigen Eis des Palügletschers und seinem Palüsee bis in die Cavaglia-Ebene.


Piz Palü mit Palügletscher und Palüsee unten in der Cavaglia-Ebene
6. Puschlav
Valposchiavo und die Provinz Sondrio.

Aussicht ins Puschlav mit dem Lago di Poschiavo


Frühlingshafte Fahrt durch den Pinienwald im Puschlav
Nach den steilen Berghängen öffnet sich die Landschaft der Region Sondrio, hier bei San Carlo.


Brücke bei San Carlo im Puschlav
Bei Miralago am Lago di Poschiavo bietet sich eine szenische Passage wie an der Riviera. Noch vor wenigen Minuten staunte ich über die winterliche Seen- und Gletscherlandschaft…


Volle Fahrt am Lago di Poschiavo bei Miralago


RhB Bahntrassee entlang des Lago di Poschiavo


Blick zurück bei Miralago auf den Lago di Poschiavo


Bernina Express kurz vor der Station Miralago
Nach Miralago hat man aber kaum Zeit, sich von der Aussicht zu erholen, denn es folgt schon das nächste Highlight.
7. Kreisvidadukt von Brusio im Puschlav
Das nach dem Landwasserviadukt spektakulärste Bauwerk der Rhätischen Bahn liegt im italienischsprachigen Val Poschiavo. Es heisst «Viadotto elicoidale di Brusio» – oder etwas weniger zungenbrecherisch Kreisviadukt von Brusio.


Spektakulärer Bahnviadukt bei Brusio


Malerischer Kreisviadukt von Brusio


Einfahrt in den Kreisviadukt
Schon 1907 kamen findige Ingenieure auf die Idee, statt eines Kehrtunnels im Berg, eine runde Brücke im Freien zu bauen. Da staunt der Bähnler und der Laie ebenso!


Schattenspiel im Kreisviadukt von Brusio
8. Historische Altstadt von Tirano in der Lombardei
Tirano auf «nur» 429 m.ü.M. liegt auf dem tiefsten Punkt der Berninalinie. Die alten Stadtmauern mit Stadttoren, Wachtürmen, Palazzi und engen Gassen zeugen von der bewegten Geschichte.
Palmen weisen auf das etwas andere Klima hin…
Tirano ist im Sommer der perfekte Ort für einen Zwischenstopp auf der Weiterreise nach Lugano per Rhätische Bahn Autobus.
Bis hierhin sind wir durch 55 Tunnels und über 196 Brücken gefahren! Von wegen «über 7 Brücken musst Du gehen»… Mit dem Zug geht einiges mehr!
Weil wir schön vor der Mittagszeit einfahren, gönnen wir uns erst mal einen Apéro. Wir bestellen 2 Gläser Weisswein. Die kommen «Italo Style» mit einem Heer an kleinen Schälchen…


Apéro in Tirano vor dem Santuario della Madonna di Tirano
Wir sind begeistert und freuen uns auf die Rückfahrt! Ich hatte auch noch etwas Lektüre dabei für die Zugsfahrt. Die kann man getrost zu Hause lassen, dafür hat man auf dieser Strecke keine Zeit.


Rückfahrt von Tirano in Richtung St. Moritz
Auch die Reiseblogger von Swiss Nomads scheinen gemäss diesem Reisebericht begeistert gewesen zu sein ;-)
Reisetipps für den Bernina Express
Tirano liegt in der Lombardei. Man vergesse also die ID nicht für den Grenzübertritt nach Italien!
Wann ist die beste Reisezeit?
Die Hauptreisezeit für den Bernina Express ist im Sommer. Dann sind zwischen Davos Platz und Tirano offene Aussichtswagen angehängt. Die fensterlosen Cabrio-Wagen erhöhen das Naturerlebnis und ermöglichen spiegelfreie Fotos von der atemberaubenden Bergkulisse.
Entsprechend gut gebucht sind die Sitze und man muss rechtzeitig im voraus buchen.
Im Winter gegen Ende Februar haben wir grosszügig Platz und wechseln je nach Kurve und Aussicht unsere Sitze von einer Seite zur andern.
Da wir am selben Tag wieder zurückfahren, dunkelt es aber am späteren Nachmittag bereits ein.


Eingeschneiter Lago Bianco. 2020 war er schwarz gefroren


Ufer des gefrorenen Lago Bianco
Auf welcher Seite soll ich sitzen?
Leider ist bei der Buchung die Ausrichtung der Waggons nicht bekannt, so dass man die Seite nicht wählen kann.
Es gibt auf beiden Seiten viel zu sehen. Aber: Sowohl der Landwasserviadukt, der Lago Bianco als auch der Kreisviadukt von Brusio liegen in Fahrtrichtung von Norden nach Süden auf der rechten Seite.
Immerhin, dank den grosszügigen Panoramawagen sieht man gut auf beide Seiten.


Bernina Express Panoramawagen


Katja ist inspiriert vom vielseitigen Panorama


Katja und Walter geniessen die Aussicht aus dem Panoramawagen
Zugtickets reservieren
Im Winter ist der Zug etwas weniger stark gebucht als im Sommer. Möglicherweise hat man im Sommer höhere Chancen auf gutes Wetter und eine entsprechend gute Sicht. Wir haben im Februar einen supersonnigen Tag eingezogen ;-)
Die ausführliche Preisliste für alle Strecken findest Du auf der offiziellen Webseite von Bernina Express unter www.rhb.ch/de/panoramazuege/bernina-express.
Die Reservation der Sitzplätze ist obligatorisch. Sie können frühestens drei Monate vor der Reise online oder an allen Bahnschaltern in Europa oder telefonisch unter Tel. +41 81 288 65 65 getätigt werden. Aber man kann eben leider die Seite nicht wählen.
Hotelübernachtungen an der Strecke
Wer bei St. Moritz eine Übernachtung einstreuen will, findet in Madulain das Designer-Boutiquehotel Chesa Stüva Colani (Link zu unserem Review).
Im nahegelegenen Champfèr empfehlen wir das Giardino Mountain (Link zu unserem Review) und in Sils Maria das Hotel Cervo (Link zu ihrer Webseite in neuem Fenster).
Strecken-Infos
Distanz (Chur – Tirano): 122 Kilometer
Höchster Punkt: 2’253 m.ü.M (Bernina)
Tiefster Punkt: 429 m.ü.M. (Tirano)
Steigung: bis zu 70 Promille
Anzahl Tunnel: 55
Anzahl Brücken: 196
Wow-Effekte: Ungezählt
Was ich nicht wusste…
Der Zug wird seit den Anfängen von 1906 mit Gleichstrom betrieben statt Wechselstrom. Gleichstrom ist offenbar besser geeignet für den Betrieb auf den steilen Teilstücken. Zudem kann beim Bergabfahren Strom generiert werden.
Offenbar gab es mit der Zeit aber immer mehr Unregelmässigkeiten beim Zurückspeisen ins Netz, so dass heute auf diese Option verzichtet wird.


Rasende Fahrt durch die Winterlandschaft
Unser Dank geht an…
… Herzlichen Dank an die Rhätische Bahn für die Einladung zu dieser erstklassigen Zugreise. Und ein grosses Dankeschön auch an Thalia Wettstein von Graubünden Tourismus für das Organisieren dieser einmaligen Erlebnisreise!


Bernina Express in St. Moritz